Berlin. VW will ab 2035 nur noch Elektroautos verkaufen. Was machen nun die anderen Hersteller? War es das jetzt mit dem Verbrennungsmotor?
Die Ansage aus dem VW-Konzern kam überraschend: Spätestens 2035 – vielleicht auch schon 2033 – will der zweitgrößte Autohersteller der Welt in Europa nur noch Elektroautos verkaufen. Der Verbrennungsmotor ist dann Geschichte, kündigte Vertriebsvorstand Klaus Zellmer kürzlich an. Zumindest auf dem Heimatkontinent.
Die Konzerntochter Audi geht noch einen Schritt weiter und will ab 2032 oder 2033 generell keine Benziner und Diesel mehr verkaufen. Kommt damit jetzt der endgültige Abschied vom Verbrennungsmotor?
Fest steht: Elektromobilität boomt in Deutschland – vor allem auch dank massiver staatlicher Unterstützung. Der Bund gibt bis zu 6000 Euro für den Kauf von Elektroautos und unterstützt den Einbau von Ladeboxen daheim. Die Förderung kommt an.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) frohlockt, dass im Juli erstmals eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein werden – also Autos mit reinem E-Antrieb oder Plug-in-Hybride, die auch einen Verbrenner an Bord haben.
E-Autos von VW sind am beliebtesten
Exakt 26.786 reine E-Autos sind nach den jüngsten Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) im Mai neu zugelassen worden. Ihr Marktanteil liegt damit inzwischen bei 11,6 Prozent. Seit Jahresanfang sind 115.300 reine Elektroautos und 132.300 Plug-in-Hybride neu auf der Straße. Es fehlen jedoch noch immer viele Ladestationen: Nur jede zweite Tankstelle verfügt über Schnellladesäulen.
Besonders gefragt sind E-Autos aus dem VW-Konzern. Mit rund 12.700 Neuzulassungen ist der E-Up das meistverkaufte Modell in diesem Jahr, gefolgt vom ID.3 (10.500 Fahrzeuge) und dem E-Golf (10.400). Erst danach kommt in der KBA-Statistik das Einstiegsmodell des Elektroautopioniers Telsa – der Tesla 3 – mit 9300 Neuzulassungen.
Mit dem jetzt gesetzten Verfallsdatum für Benzin und Diesel greift Volkswagen einem wichtigen Termin für die Branche vor: Am 21. Juli will die EU-Kommission Zahlen vorschlagen, wie stark der Ausstoß des Klimagases CO2bei Neuwagen in den kommenden Jahren sinken muss.
Fest steht: Das bisherige Ziel einer Reduktion von 37,5 Prozent gegenüber diesem Jahr gilt als zu lasch, um die Klimaziele zu erreichen. In Fachkreisen wird ein Minus von 60 Prozent erwartet.
Branchenexperte: Umsteuern bei VW ist glaubwürdig
Für Branchenkenner wie Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer ist das Umsteuern bei VW glaubwürdig. „Das Enddatum für den Verbrennungsmotor ist ein klares Signal an die Öffentlichkeit und die Mitarbeiter, dass der Konzern mit Macht zu CO2-freien Antrieben übergeht“, sagt er. Nach dem Dieselskandal sei es ein wichtiges Signal, dass der Konzern Verantwortung zeige.
„Dabei geht es nicht nur um Marketing, sondern um konkrete Maßnahmen, mit denen VW konsequent den Wandel vollzieht.“ Wegen der breiten Produkt- und Markenpalette könne der Konzern sogar schon bald den Branchenprimus schlagen, erwartet Dudenhöffer. „Es ist möglich, dass VW schon 2022 weltweit mehr Elektroautos verkauft als Tesla.“
Die anderen großen Hersteller in Deutschland bleiben bei der Elektromobilität eher vage. Daimler-Chef Ola Källenius will sich nicht konkret festlegen, ab wann die Dickschiffe mit dem Stern aus Stuttgart rein elektrisch unterwegs sein werden. Autos mit Verbrennungsmotoren werde es so lange geben, wie die Märkte oder die Ladeinfrastruktur noch nicht bereit seien für den vollständigen Umstieg auf Elektromobilität, lautet seine Ansage.
Vorläufiges Zwischenziel: Bis 2030 soll es von der A- bis zur S-Klasse jeweils auch Elektromodelle geben, und jeder zweite verkaufte Neuwagen soll einen Hybrid- oder reinen Elektroantrieb unter der Haube haben.
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Auch BMW, der große Rivale im Premiumbereich, peilt dieses Ziel an. Schon 2023 sollen 13 vollelektrische Modelle verfügbar sein, ab Mitte des Jahrzehnts will der Münchner Konzern seinen Fokus vorwiegend auf E-Antriebe legen.
Außerhalb Europas wird noch länger Benzin verbrannt
BMW-Chef Oliver Zipse nannte kürzlich auch die Gründe, warum der Konzern wohl noch längere Zeit Autos mit Verbrennungsmotor fertigen wird: Elektromobilität werde sich in den nächsten 15 Jahren zwar in vielen Regionen durchsetzen – aber längst nicht in jedem der 140 Länder, in denen BMW Autos verkauft, werde das so sein. Ohne ein entsprechendes Angebot gehe dem Hersteller dann Marktvolumen verloren.
So ist es auch bei VW. In den USA und Asien komme der Abschied vom Verbrenner etwas später als in Europa. Und in Südamerika und Afrika werde es noch ein gutes Stück länger dauern.
Experte Dudenhöffer findet das vernachlässigbar. 90 Prozent der Neuwagen würden in 20 Ländern verkauft. Nach einigen Jahren landen sie als Gebrauchtwagen in Ländern mit geringerer Kaufkraft. „Das gibt sich dann Stück für Stück.“
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Und was planen die anderen Hersteller? Ford will in Europa noch schneller sein als der Riese VW und ab 2030 nur noch rein elektrische Pkw verkaufen. Dieses Ziel hat sich auch Volvo gesetzt. Renault plant, dass 2030 neun von zehn Neuwagen reine E-Autos oder Plug-in-Hybride sind. Fünf Jahre später soll das auch beim US-Autoriesen General Motors (GM) der Fall sein.
Stellantis, der neue Konzern um Opel, Peugeot, Fiat und Chrysler will sich kommende Woche zu seiner Elektrifizierungsstrategie äußern. Bislang soll es bei Opel im Jahr 2024 zu jedem Modell auch eine E-Variante geben.
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