Hamburg. Die Stadt hat Corona bisher vergleichsweise gut verkraftet: Erneut gehen die Arbeitslosenzahlen zurück. Aber das dürfte sich ändern.
Während neue wirtschaftliche Beeinträchtigungen wegen der Corona-Pandemie viele Branchen erneut schwer treffen werden, zeigt der Arbeitsmarkt noch das Bild der Erholung aus den letzten Monaten. Seit dem Juli, als mehr als 91.000 Hamburger auf Jobsuche waren sinkt die Arbeitslosigkeit im Monatsvergleich den dritten Monat in Folge. Im Oktober waren 84.131 Hamburger arbeitslos gemeldet. Das sind 1,7 Prozent weniger als im September.
„Die Entwicklung der vergangenen Monate ist sehr erfreulich, gab es in den vergangenen Monaten doch einen Rückgang um rund 7000 Arbeitslose“, sagt Sönke Fock, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit. Auch bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wurde in der Hansestadt wieder die Marke von einer Million überschritten. „Damit lief die Erholung in Hamburg besser als im Bund“, sagt Fock.
Steigende Arbeitslosigkeit erwartet
Dennoch hat im Vergleich mit dem Vorjahresmonat die Corona-Pandemie deutliche Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. Im Vergleich zum Oktober 2019 sind jetzt 19.754 Hamburger (+ 30,7 Prozent) mehr auf Jobsuche als vor einem Jahr und die Zahl der freien Stellen liegt mit rund 9600 rund 37 Prozent unter den Vorjahr. Die Arbeitslosenquote beträgt 7,9 Prozent – 1,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
In den nächsten Monaten rechnet Fock eher mit leicht steigender Arbeitslosigkeit, aber das sei eine Entwicklung unabhängig von Corona. „Erfahrungsgemäß steigt im November und Dezember die Arbeitslosigkeit“, sagt Fock. „Generell wirkt aber das Mittel der Kurzarbeit, um drastisch steigende Arbeitslosenzahlen zu verhindern.“
Kurzarbeitergeld auch bei Umsatzerstattung?
Die neuen Beschäftigungsverbote für Branchen wie die Gastronomie, die Hotels und die Kultur werden nach Einschätzung der Arbeitsagentur Hamburg nicht zu so einem großen Ansturm auf das Kurzarbeitergeld führen wie im Frühjahr. „In der Hotellerie und einigen anderen Branchen sind viele noch in Kurzarbeit, es wird sich nur das Ausmaß verändern“, sagt Fock.
Anders sehe es in der Gastronomie aus, die sich im Sommer schnell wieder erholt habe. Fock geht zunächst davon aus, dass Ansprüche auf Kurzarbeitergeld auch dann bestehen, wenn die Firmen bis zu 75 Prozent ihres entgangenen Umsatzes erstattet bekommen. Doch auch bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg gibt es dazu keine Klarheit. Entscheidend sei zunächst, dass die Arbeit nicht erbracht werden könne, sagt eine Sprecherin auf Anfrage. „Aber um es genau zu beurteilen, benötigen wie eine Verordnung der Bundesregierung.“
Unternehmensberater in Kurzarbeit
Für den Monat April liegen erstmals Zahlen für die tatsächliche Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes vor: Danach wurden an insgesamt 17.235 Betrieben Kurzarbeitergeld ausgezahlt, betroffen waren 204.126 Mitarbeiter. Hochrechnungen der Arbeitsagentur gehen davon aus, dass die Anzahl der kurzarbeitenden Betriebe und Mitarbeiter von Monat zu Monat abnehmen werden. Für Juni rechnen die Experten mit etwa 10.700 Betrieben und knapp 117.000 betroffenen Beschäftigten.
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Wie sich der November mit den neuen Beschränkungen auswirkt, wird sich erst im nächsten Jahr zeigen. Die besonders von Kurzarbeit betroffenen Branchen zwischen März und September waren Unternehmensberatungen, Gastronomie und Einzelhandel.