Hamburg. Für die Rettung der Bäckereikette machen die Beschäftigten Zugeständnisse. Betriebsbedingte Kündigungen sind dafür ausgeschlossen.
Vor wenigen Tagen gab Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus bekannt, dass das Dat Backhus gerettet ist. Ausdrücklich dankte der Sanierungsexperte der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die der Hamburger Bäckereikette mit dem Abschluss eines Sanierungstarifvertrags den Weg in die Zukunft geebnet habe.
Hinter den Kulissen wurde aber hart um die Zustimmung gerungen. „Die durch die Insolvenzverwaltung angedrohte Alternative zu diesem Sanierungstarifvertrag wäre die Zerschlagung des Unternehmens gewesen“, sagte die Hamburger NGG-Chefin Silke Kettner dem Abendblatt.
Filialnetz schrumpfte um 26 Läden
Im Insolvenzverfahren trennte sich Dat Backhus von 26 der 119 Filialen. Sie wurden von Wettbewerbern, Kioskbesitzern und Gastronomen inklusive der meisten Beschäftigten übernommen. Die Firma schrumpfte von 1200 Mitarbeitern im April auf 1000 – und diese müssen nun finanzielle Einschnitte hinnehmen.
In diesem Jahr erhielten sie 30 Prozent des Weihnachtsgeldes, für NGG-Mitglieder seien es 50 Prozent, so die Gewerkschafterin. 2021 und 2022 werde das Weihnachtsgeld vollständig entfallen. Es sei denn, das Unternehmen übertrifft seine wirtschaftlichen Erwartungen. 60 Prozent des über Plan liegenden Ergebnisses würde dann als Sonderzahlung an die Beschäftigten fließen, so Kettner: „Der Verzicht auf das Weihnachtsgeld ist natürlich für Beschäftigte, die ohnehin kein großes Einkommen erhalten, ein hoher Preis.“ Ursprünglich hätte die Belegschaft laut NGG für drei Jahre aufs Weihnachtsgeld verzichten sollen.
Lesen Sie auch:
- Investor will Bäckerei-Kette "Dat Backhus" übernehmen
- Insolvente Bäckereikette Backhus schließt Ahrensburger Laden
- Dat Backhus schließt 20 Hamburger Filialen – oder noch mehr?
Mitarbeiter stimmten Sanierungstarifvertrag mit 78 Prozent zu
Im Gegenzug habe die NGG mehrere Zusicherungen erhalten. So würden in diesem Jahr keine über den Sanierungsplan hinausgehende Stellen abgebaut. 2021 und 2022 seien betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Sollte der Investor – die Berliner Beteiligungsgesellschaft PrecapitalPartners übernahm die Anteile von Bartels-Langness (Famila) – vor Anfang 2023 wieder aussteigen, könne der Sanierungstarifvertrag vorzeitig beendet werden. Dem Sanierungstarifvertrag hätten die NGG-Mitglieder bei Dat Backhus zu 78 Prozent zugestimmt.
Kettner ist daher „froh, dass das Unternehmen in seiner Identität und mit einem Großteil der Arbeitsplätzen erhalten bleibt“. Auch Denkhaus dankte der Belegschaft: „Sie steht leidenschaftlich hinter ihrem Unternehmen.“