Hamburg. Mitarbeiter wundern sich über Insolvenz der Hamburger Bäckereikette. Das Unternehmen war vor der Krise noch auf Expansionskurs.

Am 7. April hatte die Hamburger Bäckereikette Dat Backhus noch groß die Eröffnung einer weiteren Filiale im Famila-Markt in Norderstedt gefeiert. Zur Feier gab es für die Kunden Brötchen und Kuchen verbilligt. Nicht einmal 20 Tage später hat das Unternehmen mit dem plattdeutschen Namen Insolvenz angemeldet wegen drohender Zahlungsunfähigkeit. Der Schritt kam selbst für die Mitbewerber überraschend, und viele fragen sich: Was ist da passiert? Und was wird aus den 119 Filialen und 1300 Beschäftigten?

Die Geschäftsführung war am Montag nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Wie das Abendblatt berichtete, gab es aus dem Unternehmen lediglich die Aussage, dass die Umsätze infolge der Coronakrise um 40 Prozent eingebrochen seien. Der Gastronomiebereich habe komplett geschlossen werden müssen, wurde der Geschäftsführer Svend Wöhr zitiert. „Menschen, die im Homeoffice arbeiten, reisen nicht, holen sich keinen Snack und gehen auch nicht in die Kantine.“ Doch steckt wirklich nur die Coronakrise hinter der Insolvenz?

Auch andere Bäckereibetriebe leiden unter den eingeschränkten Verkaufsmöglichkeiten. Umsatzrückgänge, Kurzarbeit und staatliche Hilfen sind für viele Hamburger Bäcker derzeit keine Fremdworte. Aber eine Insolvenz ist dennoch aktuell ein besonderer Schritt. Und so wird in der Branche gemunkelt, ob es auch andere Gründe für die finanzielle Schieflage von Dat Backhus gibt.

Hat sich Dat Backhus mit Expansion übernommen?

Klar ist, dass die Backhauskette in den vergangenen Jahren stark expandiert hat. Die Filialeröffnung bei Famila in Norderstedt war nicht die erste in diesem Jahr. Erst im Januar hatte Dat Backhus in Ahrensburg ein weiteres Geschäft eröffnet. Das Unternehmen kannte nur Wachstum. „Dabei sind auch Filialen an Standorten aufgemacht worden, deren Mieten sehr hoch sein müssen“, sagt ein Wettbewerber dem Abendblatt.

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Für das Expansionsgeschäft benötigte Dat Backhus einen finanziell starken Partner, und den hat die Kette: Zwar ist die Heinz Bräuer GmbH weiter Eigentümerin, aber Bräuer selbst hat das Geschäft bereits 2012 an einen Einzelhandelskonzern verkauft: Bartels-Langness (Bela).

Dazu gehören die Supermarktkette Famila-Nordost, in Bargteheide der Backring Nord, der 4000 Bäckereien, Konditoreien und Eiscafés als Systemgroßhändler beliefert sowie die Kieler Bäckereikette Steiskal mit knapp 70 Filialen.

Dat Backhus soll nicht untergehen

Mit mehr als fünf Milliarden Euro Jahresumsatz war Bela bisher ein starker finanzieller Rückhalt für Dat Backhus, in der Krise ist er es offenbar nicht. Auch Bela will sich nicht äußern: Das sei Sache des Insolvenzverwalters, hieß es.

Der hat angekündigt, dass Dat Backhus in einer Planinsolvenz saniert werde. Stefan Denkhaus bestätigte dem Abendblatt nur, dass die Kette in finanzieller Schieflage sei: „Demnächst tagt der Gläubigerausschuss , um eine Lösung für die Schulden des Unternehmens zu finden.“

Die Obermeisterin der Hamburger Bäckerinnung, Katharina Daube, geht davon aus, dass die Marke nicht verschwindet: „Es werden wohl weniger rentable Filialen geschlossen. Aber Dat Backhus wird es weiter geben.“