Hamburg . Die Hamburger Bäckereikette hatte einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Welche Maßnahmen nun geplant sind.
Als Ende April bekannt wurde, dass die Hamburger Bäckereikette Dat Backhus Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit angemeldet hat, war die Überraschung selbst für Mitbewerber groß. Weitere Informationen aus der Geschäftsführung? Fehlanzeige! Inzwischen ist das Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Hamburg eröffnet worden und das Hamburger Traditionsunternehmen hat erstmals Einzelheiten zum Sanierungskonzept bekannt gegeben.
Demnach sollen 20 der aktuell 119 Filialen in Hamburg und Umgebung geschlossen werden – das ist jeder sechste Standort. Elf weitere stehen auf dem Prüfstand, teilte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus von der Kanzlei BRL mit. Für diese Standorte liefen Verhandlungen mit den Vermietern, um bessere Mietkonditionen zu erreichen.
Dat Backhus: Diese Filialen schließen
Nach Abendblatt-Informationen sollen die Schließungen spätestens bis Ende September umgesetzt werden. Betroffen sind nach Angaben eines Sprechers Standorte mit sehr hohen Ladenmieten. Darunter das Café Lieblingsplatz in der HafenCity, das bei der Eröffnung als „Gastro-Konzept auf Brotbasis“ gefeiert wurde, oder der Backshop im Rewe-Supermarkt in den Zeisehallen in Ottensen. Auch Geschäfte in Lagen mit großer Bäckerei-Dichte wie am Eppendorfer Baum stehen vor dem Aus.
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Expansion führte Dat Backhus in die Insolvenz
Dat Backhus war 1936 von Bäcker Emil Bräuer gegründet worden. Seit 2012 gehört die Heinz Bräuer GmbH, die hinter dem bekannten Markennamen steht, zum Einzelhandelskonzern Bartels-Langness (Familia, Backring Nord, Steiskal) mit Sitz in Kiel. Produziert wird in Rothenburgsort.
Zuletzt war die Bäckereikette mit 1200 Mitarbeitern stark expandiert, hatte noch drei Wochen vor dem Insolvenzantrag eine neue Filiale in Norderstedt eröffnet. Als Grund für die finanzielle Schieflage hatte die Geschäftsführung hohe Umsatzausfälle im Café-Geschäft im Zuge des Corona-Shutdowns genannt. Brancheninsider hatten das allerdings bezweifelt und sehen den Grund eher in dem starken Wachstumskurs auch in teuren Lagen.
Wird Dat Backhus gerettet?
Mit der Umstrukturierung des Filialnetzes will sich Dat Backhus neu aufstellen. Bis Ende des Jahres soll die Firma gerettet werden. Einige der Filialen auf der Schließliste werden an anderen Ketten verkauft. „Wir sind zuversichtlich, dass es uns im Rahmen der Umsetzung des Sanierungskonzepts gelingen wird, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“, sagt Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus.
Unbefristet angestellten Mitarbeitern der betroffenen Filialen sollen demnach an anderen Standorten eingesetzt werden. Allerdings wurden nach einem Bericht der „Zeit“ seit April bereits 100 Verträge nicht verlängert. Im Sanierungskonzept ist auch vorgesehen, die Fluktuation zu reduzieren. „Hier sind in der Vergangenheit Fehler gemacht worden“, sagte Geschäftsführer Svend Wöhr.
Produktklassiker wie die Spitzwecke und die Backhussemmel kommen zurück ins Sortiment. Die drei Standorte von Brot & Stulle in Hamburg, die zu der Kette gehören, sind nicht von den Schließungen betroffen.