Hamburg. Guillaume Faury meldete sich mit einer Rundmail an die Beschäftigten zu Wort. IG Metall übt Kritik am Inhalt der Nachricht.

Vor knapp drei Monaten hatte Airbus den Abbau von rund 6000 Stellen in Deutschland als Folge der Corona-Krise angekündigt. Nach den Sommerferien nehmen die Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite darüber Fahrt auf – und beide Seiten machen nun ihre Standpunkte klar. Dienstag vergangener Woche demonstrierte die IG Metall mit einem Autokorso auf Finkenwerder gegen den geplanten Abbau von 2260 Stellen in Hamburg.

Sie fordert vor allem den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. Am Freitag meldete sich Airbus-Chef Guillaume Faury mit einer Rundmail an die Beschäftigten zu Wort, wie jetzt bekannt wurde. Und er machte keinen Hehl daraus, dass er Entlassungen wohl für unabwendbar hält.

„Leider hat sich der Flugverkehr im Sommer nicht in dem Maße erholt, wie sich die Branche dies erhofft hatte“, schreibt Faury in der Mail, die dem Abendblatt vorliegt. Man müsse sich daher auf eine Krise vorbereiten, die wohl schwerer und länger sein werde, als die bisherigen Szenarien vermuten ließen. Der Konzern hatte Ende April die Fertigungsraten für die Flugzeuge im Schnitt um ein Drittel reduziert.

Anpassungen beim Personal seien notwendig

Die Anpassungen – auch beim Personal – seien kurzfristig schmerzhaft, aber notwendig, so Faury. Denn in der Krise lägen die Kosten höher als die Einnahmen. Dies spiegele sich in den Halbjahreszahlen wider. Der Konzernverlust lag bei 1,9 Milliarden Euro. Ein Jahr zuvor standen 1,2 Milliarden Euro Gewinn. Die Airbus-Führung spreche mit den Arbeitnehmervertretern nun über den „Anpassungsplan“. Aber er wolle offen sein, so Faury: „Es ist unwahrscheinlich, dass freiwillige Austritte ausreichen werden.“ Ausscheidende Mitarbeiter sollten „so viel Unterstützung wie möglich erhalten“, hieß es.

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Bei der IG Metall stieß der Tenor der Faury-Mail auf Kritik. „Anstatt die Auswirkungen der betriebsbedingten Kündigungen abfedern und den Mitarbeitern, die Airbus verlassen sollen, so viel Unterstützung wie möglich geben zu wollen, sollte Faury den Fokus auf den Erhalt der Arbeitsplätze legen“, sagte Emanuel Glass von der IG Metall in Hamburg dem Abendblatt. Man habe gute Ideen für die Überwindung der Krise ohne betriebsbedingte Kündigungen. Die Gewerkschaft setzt zum Beispiel auf ein längeres Kurzarbeitergeld und die Vier-Tage-Woche.