Hamburg. Der Flugzeugbauer bringt im August nur 39 Maschinen an die Kunden. Der Aktienkurs sinkt gegen den Markttrend.

In den vergangenen Monaten hatte es einen Aufwärtstrend gegeben. Im Mai, Juni und Juli konnte Airbus die Zahl der ausgelieferten Flugzeuge nach der tiefen Corona-Krise im Frühjahr jeweils zum Vormonat steigern. Im August brach die positive Entwicklung ab. 39 Maschinen wurden an Fluggesellschaften übergeben, teilte der MDAX-Konzern mit. Das waren zehn weniger als im Juli. Der Großteil der Maschinen stammt mit 35 Stück wieder aus der A320-Familie, die zu mehr als der Hälfte in Hamburg endmontiert wird. Hinzu kommen jeweils zwei Langstreckenjets vom Typ A330 und A350.

In einem positiven Marktumfeld gehörte die Airbus-Aktie am Mittwoch zu den Verlierern. Das Papier schloss mit einem Abschlag von rund zwei Prozent bei gut 69 Euro. Morgan Stanley stuft die Titel in einer aktuellen Studie von „Übergewichten“ auf „Gleichgewichten“ herab. Das Kursziel wurde von 90 auf 73 Euro gesenkt. Die Nachfrage der Fluggesellschaften werde auf mittelfristige Sicht schwächer bleiben. Das habe auch niedrigere Auslieferungszahlen zur Folge, die wiederum den Aktienkurs belasten würden, hieß es. Auf längere Sicht sei Airbus jedoch ein Gewinner in einer Wachstumsbranche.

Fluggesellschaften sind aufgrund der stark eingebrochenen Ticketnachfrage kaum liquide

Überzeugt von der Firma bleibt hingegen Goldman Sachs. Die US-Investmentbank hält die Aktie für einen zwingenden Kauf und beließ das Kursziel auf 93 Euro. Das Sinken der Auslieferungszahlen sei erwartungsgemäß gewesen. Der Bestand an nicht ausgelieferten Maschinen dürfte sehr wahrscheinlich nicht oder nur um eine sehr kleine Zahl wachsen.

Auf Anfrage sagte ein Airbus-Sprecher dazu: „Wie am Ende des ersten Halbjahres haben wir 145 Flugzeuge, die wir nicht ausliefern konnten.“ Diese Zahl werde sich bis zum Jahresende reduzieren. Aus dem Umfeld des Unternehmens erfuhr das Abendblatt aber, dass die Zahl der geparkten Maschinen mittlerweile bei 176 Flugzeugen liegen soll. Die Flieger stehen sowohl auf dem Werksgelände in Hamburg und Toulouse als auch auf Regionalflughäfen.

Die Probleme der Branche sind bekannt: Bei der Übergabe der Maschinen ist ein Großteil des Kaufpreises fällig. Die Fluggesellschaften sind aufgrund der stark eingebrochenen Ticketnachfrage aber kaum liquide. Kurzum: Ihnen fehlt das Geld, um die Jets zu bezahlen.

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Aufgrund der angespannten Finanzlage und der unsicheren Zukunft der Tourismusindustrie halten sich Leasinggesellschaften und Fluglinien auch bei Neubestellungen zurück. Immerhin gab es im August keine Stornierung und einen neuen Auftrag. Eine „normale“ Fluggesellschaft griff allerdings nicht zu. Bei dem georderten ACJ320neo handelt sich um einen Businessjet.