Hamburg. Der Konzern will Aufwinde nutzen und so Kerosin sparen. Tests mit A350-Maschinen geplant. 2025 könnte System in Betrieb gehen.
In der Natur fliegen viele Vogelarten bekanntlich in Schwärmen. Hintereinander versetzt in V-Form sparen die Tiere so Kraft. An diesem Punkt setzt das neue Projekt Fello’fly an, das Airbus jetzt vorstellte. Zusammen mit der skandinavischen Airline SAS, der französischen Billigfluggesellschaft French Bee und den Flugsicherungen von Frankreich, England und Europa will der Flugzeugbauer den Formationsflug von Passagierflugzeugen testen.
Schon heute fliegen Maschinen auf Langstrecken häufig wie auf einer Perlenschnur aneinandergereiht mit großem Abstand. Über den Ozeanen liegt dieser typischerweise bei 55 bis 90 Kilometern. Die Flugzeuge ziehen Wirbelschleppen nach sich, in denen es Aufwinde gibt – und diese sollen nachfolgende Maschinen künftig nutzen. Sie könnten die Leistung der Turbinen drosseln und so etwa fünf bis zehn Prozent Kerosin pro Flug sparen, heißt es. Automatisch werden damit auch die Emissionen gesenkt. „In der Luftfahrt brauchen wir neue, innovative Wege für den Einsatz der Flieger in der Luft, wenn wir unsere Emissionsziele erreichen wollen“, sagte Fello’fly-Projektleiter Nick Macdonald.
Die Flugpläne der Airlines müssen dabei so abgestimmt werden, dass beide Flieger an einer bestimmten Wegmarke im richtigen zeitlichen Abstand voneinander eintreffen. Das ist – neben dem über allem stehenden Sicherheitsaspekt – die Aufgabe der Flugsicherungen. Vorgeschrieben ist ein Höhenabstand zwischen beiden Maschinen von 1000 Fuß (rund 300 Meter). Dann verkürzt das zweite Flugzeug den Abstand auf drei Kilometer zum ersten. Das „Rendezvous“ – wie Airbus es in einem Firmenvideo ausdrückt – ist erreicht.
Fello’fly könnte laut Airbus im Jahr 2025 in Betrieb gehen
Das klinge zwar herausfordernd, räumt der Konzern ein. Aber es werde dabei immer noch horizontal zehnmal mehr Abstand gehalten als vertikal. Und die 300 Meter Höhenabstand seien eine seit zwei Jahrzehnten sicher betriebene Praxis. Der zweite Jet muss die richtige Position finden, um die Aufwinde zu nutzen. Dabei sollen den Piloten Assistenzprogramme helfen, die Airbus entwickeln will. Fliegt die Maschine in der richtigen Lage, spart sie Kerosin. Die Flugsicherung führt sie im Prinzip als eine Maschine, der Pilot der vorderen trägt die Verantwortung. Wenn beide Flugzeuge sich ihren Zielen nähern und sich trennen müssen, informieren die Piloten die Flugsicherung und werden wieder als zwei individuelle Maschinen geführt.
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Das Ziel der Zusammenarbeit sei es, sichere und praktikable Einsatzmöglichkeiten von Fello’fly (frei übersetzt der „fliegende Gefährte“) zu entwickeln. Erste Flugtests hätten bereits begonnen. Im nächsten Jahr soll es Flugdemonstrationen mit zwei A350-Langstreckenjets über den Meeren geben. Denn am besten eignet sich das Konzept auf langen Flügen wie Überquerungen von Atlantik oder Pazifik. Im Jahr 2025 könnte das System laut Airbus in Betrieb gehen.