Hamburg. Die Arbeitslosigkeit steigt. Fast 84.500 Hamburger sind ohne Job. In Schleswig-Holstein und Niedersachsen sieht es ähnlich aus.

Bereits im April schnellte die Arbeitslosigkeit in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen in die Höhe. Und auch im Mai sah es auf dem Arbeitsmarkt nicht besonders rosig aus. Grund ist weiterhin die Corona-Krise.

„Die Auswirkungen der Corona-Krise spiegeln sich in der neuesten Arbeitsmarktstatistik der Agentur für Arbeit Hamburg für den Monat Mai deutlich wider", sagte Sönke Fock, Leiter der Hamburger Arbeitsagentur, die am Mittwoch die Arbeitsmarktdaten für Mai vorlegte. "Erwartungsgemäß, aber nicht mit der Intensität des Vormonats April."

Im Mai 2020 waren 84.426 Hamburger arbeitslos gemeldet – im Vergleich zum Vormonat ist das ein Anstieg um 6908 oder 8,9 Prozent. Schon im April stieg die Arbeitslosigkeit wegen der Corona-Krise in der Hansestadt um 16,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote hat sich innerhalb von vier Wochen um 0,6 Prozentpunkte erhöht und beträgt nun 7,9 Prozent. Zum Vergleich: Im Mai 2019 lag sie noch bei 6,1 Prozent.

Arbeitslose in Hamburg: Ungelernte stark betroffen

Die Arbeitsagentur weist darauf hin, dass die Veränderungsraten im Jahresvergleich deutlich höher ausfallen. "So hat sich die Arbeitslosigkeit binnen eines Jahres von 64.672 (Mai 2019) um 19.754 Personen oder 30,5 Prozent auf über 84.400 erhöht", heißt es im aktuellen Bericht.

Von dem Anstieg der Arbeitslosigkeit innerhalb eines Jahres betroffen sind Frauen (plus 32,0 Prozent) und Männer (plus 29,4 Prozent) fast gleichermaßen. Auffällig ist jedoch, dass junge Erwachsene bis zum 25. Lebensjahr vermehrt in die Arbeitslosigkeit rutschen – bei ihnen erhöht sich der Anteil um 53,8 Prozent auf 7410 Personen. Gestiegen ist die Zahl der Menschen ohne Job auch in der Gruppe der Ausländer – dort gab es ein Plus von 7350 (plus 33,1 Prozent) auf 29.570 Personen.

Corona-Krise wirkt sich auch auf Stellenangebote aus

"Besonders betroffen und risikobehaftet sind an- und ungelernte Beschäftigte", heißt es im Arbeitsmarktbericht. In dieser Gruppe wurde binnen eines Jahres ein plus von 10.918 Personen (29,4 Prozent) verzeichnet. Weniger betroffen sind Alleinerziehende (plus 790 oder 14,9 Prozent) und Schwerbehinderte (plus 335 oder 11,0 Prozent).

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Auch auf die Stellenangebote in Hamburg wirkt sich die Corona-Krise negativ aus. Der Stellenmarkt stoße auf erkennbare Zurückhaltung, heißt es vonseiten der Arbeitsagentur. "Denn Unternehmen, die Kurzarbeit anwenden, dürfen grundsätzlich kein zusätzliches Personal einstellen. Das Gesamtangebot freier Stellen rutscht mit 9.256 sozialversicherungspflichtiger Jobs unter die Marke von 10.000."

Weitere Anträge auf Kurzarbeit in Hamburg

Im vergangenen Jahr wurde noch ein monatlicher Bestand von knapp 16.000 Jobangeboten verzeichnet. Der Arbeitgeber-Service nehme in der Regel Monat für Monat zwischen 3200 und 4000 neue Jobs auf – im April waren es gerade einmal 1040, im Mai bescheidene 1206.

In Hamburg gab es im Mai zudem weitere 2432 Anzeigen auf Kurzarbeit mit über 50.543 Beschäftigten von Betrieben. "Seit Beginn der Corona-Pandemie Mitte März 2020 summieren sich die Kug-Anzeigen auf 22.928 für insgesamt 348.710 gemeldete Beschäftigte", teilte die Arbeitsagentur mit. "Wir wissen aber aus Erfahrung, dass die tatsächlich realisierte und von uns abgerechnete Kurzarbeit geringer ausfallen dürfte, weil zahlreiche Unternehmen Kurzarbeit pauschal für alle Mitarbeiter in vollem Umfang angezeigt haben, um eine maximale Flexibilität des Personaleinsatzes in der aktuell schwierigen Auftragslage zu haben." Das sei verständlich, mache aber eine konkrete Aussage zum Ausmaß schwierig.

Hinzu kommt, dass Unternehmenszentralen, die ihren Stammsitz an der Elbe haben, alle in Deutschland oder im Ausland beschäftigten Mitarbeiter bei der Hamburger Arbeitsagentur anzeigen und abrechnen müsse. Die Folge: Das treibt die Gesamtanzahl der gemeldeten Beschäftigten auf derzeit fast 350.000. Es wird davon ausgegangen, dass konkrete statistische Auswertungen vermutlich erst im Herbst vorliegen.

Mehr Arbeitslose auch in Niedersachsen

Nicht nur in Hamburg, auch auf dem niedersächsischen Arbeitsmarkt hat sich die Lage im Mai aufgrund der Corona-Krise weiter deutlich verschärft. Mit knapp 261.600 Menschen waren noch einmal 6 Prozent mehr ohne Job als im April.

Wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch berichtete, stieg die Quote dort um 0,3 Punkte auf 6,0 Prozent. Zwar war die Zunahme der Arbeitslosigkeit zuletzt nicht mehr so stark wie noch von März auf April. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich aber, wie drastisch die Entwicklung weiterhin ist: Über ein Fünftel (21,4 Prozent) mehr Menschen waren im abgelaufenen Monat arbeitslos gemeldet als im Mai 2019, die Quote lag um einen Prozentpunkt höher.

„Der pandemiebedingte Einbruch der Wirtschaft schlägt auf den Arbeitsmarkt durch“, sagte BA-Regionalchefin Bärbel Höltzen-Schoh in Hannover. Es gebe aber wieder mehr offene Stellen.

Die Kurzarbeit in Niedersachsen bleibt hoch: Seit der Zuspitzung der Viruskrise im März wurde für insgesamt knapp 1,1 Millionen Menschen in landesweit fast 78.000 Betrieben verringerte Arbeitszeit angezeigt.

Auch Schleswig-Holstein und Bremen melden mehr Arbeitslose

Und auch im nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein sowie im kleinsten Bundesland Bremen schlägt sich die Corona-Krise deutlich auf den Arbeitsmarkt nieder. In Bremen stieg die Zahl der Erwerbslosen um 5,2 Prozent auf insgesamt 41.878 im Vergleich zum Vormonat. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich damit von 11,0 auf 11,4 Prozent und liegt sogar mehr als 16 Prozent höher als im Vorjahr.

Ähnlich sieht es in Schleswig-Holstein aus. Die Zahl der Arbeitslosen stieg im Vergleich zum Vormonat April saisonunüblich um 5,4 Prozent auf 97.200. Das bedeutet einen Anstieg zum Vorjahr um 23,8 Prozent.