Westhagemann setzt mit Wasserstoff auf eine ungewöhnliche Antriebstechnologie. Er will damit ein Zeichen setzen.
Hamburgs neuer Wirtschaftssenator ist ein Anhänger des Wasserstoffs. Bei seinen öffentlichen Auftritten kommt Michael Westhagemann (parteilos) mit schöner Regelmäßigkeit und meist ziemlich schnell auf die großen Chancen zu sprechen, die er in der Antriebstechnologie sieht. Für die Wirtschaft ganz allgemein und für die Hamburger Wirtschaft im Besonderen.
Jetzt geht der parteilose Präses der Wirtschaftsbehörde und ehemalige Industriemanager mit gutem Beispiel voran: Seit Freitag ist er in einem Dienstwagen unterwegs, der seine Energie aus einer Batterie bezieht – und zusätzlich aus einer Brennstoffzelle für Wasserstoff.
„Der geht gut ab“, sagt der Senator
„Ich wollte den unbedingt mal ausprobieren“, sagt der Senator über den für zunächst für drei Monate geleasten Wagen. Erster Fahreindruck: „Der geht gut ab.“ Den Mercedes GLC hat die Stadt direkt über den Hersteller bezogen. Mercedes hat davon 60 Exemplare gebaut. Ziel sei es, den SUV dauerhaft zu leasen, sagt eine Sprecherin der Wirtschaftsbehörde.
Westhagemann setzt mit dem neuen Dienstwagen, der ein Hybrid-Auto mit Benzinmotor und zusätzlichem Elektroantrieb ablöst, auch ein Zeichen für die Technologie. Die gibt es zwar schon länger, ist aber gegenüber dem rein elektrischen Antrieb von Fahrzeugen deutlich ins Hintertreffen geraten.
Hochbahn will weiter Wasserstoffbusse anschaffen
Zuletzt hatte die Hochbahn vier ihrer sechs Busse ausgemustert, die mit Wasserstoff angetrieben werden. Es waren mehrere Jahre alte Testfahrzeuge, von deren Bau sich der Hersteller schon wieder verabschiedet hatte. Die Versorgung mit Ersatzteilen sei schwierig gewesen, die Busse selbst deshalb oft gar nicht mehr einsatzbereit, betont Hochbahn-Technikvorstand Jens Lang. Das Aus für die vier Busse sei keineswegs als Abschied der HHA von der Wasserstofftechnologie zu verstehen, versichert er. Auch in Zukunft sollten Busse mit dieser Art des Antriebs angeschafft und eingesetzt werden.
Leitartikel: Weiter testen und tüfteln
Westhagemann, der seit Anfang Februar auch HHA-Aufsichtsratsvorsitzender ist, treibt diese Entwicklung voran. „Der Aufsichtsrat hat in der vergangenen Woche beschlossen, seine Wasserstoffstrategie fortzusetzen und die Infrastruktur dafür weiter aufzubauen.“ So sollen unter anderem die Busbetriebshöfe dafür vorbereitet werden, Busse mit Wasserstoff zu betanken und solche Fahrzeuge reparieren zu können.
Vier Wasserstoff-Tankstellen in Hamburg
Für die wenigen Dutzend Autos in Hamburg, die auch mit Wasserstoff betrieben werden, gibt es derzeit vier öffentliche Tankstellen, eine soll in den nächsten Monaten folgen, zwei weitere sind in Planung. Michael Westhagemann machte sich am Mittwochnachmittag auf zur ersten Überlandfahrt in seinem Wasserstoff-Dienstwagen – zu einem Termin in Bremen. „Wir wollen mal ausprobieren, wie intensiv der Wagen die Brennstoffzelle nutzt.“ Gefahr, in der Hansestadt an der Weser zu stranden, bestand nicht. Westhagemann: „In Bremen kann man auch Wasserstoff tanken.“