Hamburg. Wasserstoff als Alternative? Noch sind Akku-Autos und Batterie-Busse nicht die Top-Lösung.
Auch wer am liebsten nach vorne schaut, kommt um einen Blick zurück selten herum. Denn vieles, was wie die Neuerfindung der Welt klingt, hat eine Vorgeschichte. Und in der finden sich neben grandiosen Ideen genug Irrwege, die man lieber nicht weitergehen sollte.
Reden wir über die Zukunft der Mobilität, scheint allen zumindest das Ziel klar zu sein: Autos, Busse und Lastwagen sollen – vor allem in Städten wie Hamburg – baldmöglichst so emissionsfrei fahren wie U- und S-Bahnen oder Züge an Oberleitungen. Und das zu Kosten, die nicht explodieren.
Nachdem Elektroautos lange ein Nischendasein frönten und lediglich Vorreiter wie Tesla und die chinesische Staatswirtschaft die Zeichen der Zeit erkannt hatten, sieht es nun so aus, dass auch die großen europäischen, japanischen und koreanischen Hersteller ihr Geschäftsmodell konsequent auf Stromer programmieren.
Wasserstoff: Vorteil beim Tanken
Der Genfer Automobilsalon unterstreicht, wie rasant das Angebot an E-Autos, die per Kabel aufgeladen werden, wächst. Auch das „Auto des Jahres 2019“ ist ein E-Mobil – der Jaguar I-Pace. Doch es geht bei der Verkehrswende nicht nur um neue Pkw, sondern ebenso um den ÖPNV und die Logistik. In Hamburg setzt die Hochbahn schon seit 2010 Busse mit alternativem Antrieb ein.
Vor gut vier Jahren folgte dann die Umstellung der Linie 109, die seitdem als Innovationslinie geführt wird. Das bedeutet: Hier testen Busfahrer, was der Markt an Neuem zu bieten hat, also Batterie- und Hybridmodelle genauso wie solche mit Brennstoffzellenantrieb. Deren Vorteil: Sie benötigen für ihre Elektromotoren keinen externen Strom, sondern produzieren diesen selbst.
Das Prinzip der Brennstoffzelle ist wie das Elektroauto eine alte Erfindung. Schon vor 181 Jahren entdeckte Christian Friedrich Schönbein, dass sich Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie verwandeln lassen. Die Brennstoffzelle produziert nur Wasserdampf als Abgas und versorgt heute dank kompakter Bauweise Busse oder Autos wie den Toyota Mirai, von dem in Hamburg 20 Exemplare für den Taxi-Dienst CleverShuttle unterwegs sind. So ein Modell kann – wenn denn eine der bislang leider ziemlich seltenen Tankstellen in der Nähe ist – in drei Minuten betankt werden und dann bis zu 400 Kilometer zurücklegen.
Eine Bitte an die Autoindustrie
Auch der Mercedes GLC F-Cell, mit dem Wirtschaftssenator Michael Westhagemann nun testweise in der Stadt herumfährt, benötigt Wasserstoff, der in Strom verwandelt wird. Zusätzlich hat er aber noch eine Pufferbatterie, die sich extern laden lässt. Dieses Hybrid-Prinzip will die Hochbahn weiterverfolgen, obwohl sie kürzlich ältere Wasserstoffbusse ausgemustert hat. Neue Fahrzeuge mit entsprechender Technik sind laut Daimler aber wohl erst 2022 serienreif. Bis dahin investiert die Hochbahn in eine größere Flotte reiner Elektrobusse.
Sollten sich Erwartungen bewahrheiten, dass (Feststoff-)Akkus künftig nicht nur schneller zu laden, sondern zudem viel billiger in der Herstellung sein werden als heute, könnte eine moderne Batterie-Technologie in Verbindung mit einer verbesserten Lade-Infrastruktur der Idee der mobilen Brennstoffzelle einen Todesstoß versetzen. Aber: Das dachten Fachleute umgekehrt auch schon einmal, als sie mit ersten Wasserstoff-Prototypen herumfuhren.
Deshalb gilt: Bitte noch weiter testen und tüfteln, auch wenn sich alles zurzeit auf Lithium-Ionen-Akkus fokussiert. Dass es bei der Brennstoffzelle nicht an den Kosten eines „grünen“ Wasserstoffs scheitern muss, haben Forscher bereits aufgezeigt.