Hamburg. Übergangspräses André Mücke erklärt, was er in den kommenden Monaten am Adolphsplatz verändern und bewegen möchte.

Eigentlich wollte er das Amt des Präses nicht länger bekleiden. Doch nun bleibt André Mücke kommissarisch doch bis zu den nächsten Wahlen zum Plenum im höchsten Ehrenamt der Kammer. Im Abendblatt erklärt er die Gründe für seinen Sinneswandel und stellt klar, dass er sich in den kommenden Monaten vor allem auf Inhalte konzentrieren möchte. Persönliche Anfeindungen soll es nicht mehr geben.

Wie glücklich sind Sie, dass Sie nun ein weiteres Jahr kommissarischer Präses der Hamburger Handelskammer sein werden?

André Mücke: Ich bin glücklich darüber, dass wir nun ein konstruktiv arbeitendes Präsidium haben. Sechs von sieben Stellen sind besetzt. Und damit bin ich sehr zufrieden.

Und wie zufrieden sind Sie mit Ihrer eigenen Situation als Übergangspräses?

Mücke: Eigentlich wollte ich diese Position aus privaten und beruflichen Gründen nicht bekleiden. Nachdem aber die letzte Präseswahl zu keinem eindeutigen Ergebnis geführt hat, habe ich die Situation neu überdacht. Nach mehreren Gesprächen innerhalb und außerhalb der Kammer, bin ich der Meinung, dass wir uns künftig auf Inhalte konzentrieren können – auch deshalb habe ich mich für das Amt zur Verfügung gestellt.

Sie haben eine Pattsituation im Präsidium. Drei Personen sind auf der Seite von Johann Killinger, drei für Torsten Teichert. Wie wollen Sie da Beschlüsse fassen?

Mücke: Ich sehe dieses Lagerdenken nicht mehr. Aus meiner Sicht geht es allen Beteiligten mittlerweile nur um Inhalte. Es wird sehr konstruktiv diskutiert. Das haben die ersten Sitzungen gezeigt.

Aber das Plenum ist weiterhin zerstritten – wie wollen Sie die Handelskammer für den Rest der Wahlperiode befrieden?

Mücke: Bei der Sitzung am Donnerstag wurde schon deutlich, dass es im Plenum jetzt um Sachthemen geht. Es wurde kons­truktiv und ohne Groll diskutiert. Wir befinden uns mittlerweile in einem sehr guten Dialog und haben gute Entscheidungen getroffen. Einen Riss durchs Plenum nehme ich nicht wahr.

Mit Ihrer Forderung, den Reorganisationsprozess der Kammer zu stoppen, konnten Sie sich im Plenum aber nicht durchsetzen.

Mücke: In den bisherigen Anträgen ging es darum, die Reorganisationsprozesse zu überprüfen, nicht zu stoppen. Der knappe Ausgang bei der Abstimmung zu dem Antrag von zwei Plenariern zu dem Thema am Donnerstag zeigt, dass es den Wunsch gibt, die Reorganisation fortzuführen, allerdings mit einzelnen Veränderungen. Darüber werden wir nun diskutieren und dann entscheiden.

Um welche Veränderungen geht es?

Mücke: Das kann ich Ihnen noch nicht sagen, denn die Punkte werden gerade in Workshops herausgearbeitet.

Das hört sich nach eitel Sonnenschein im Plenum und Präsidium an. Einen Zustand, den wir seit eineinhalb Jahren so nicht kannten. Erst kürzlich haben Sie persönlich Herrn Killinger noch „Ego-Spielchen“ vorgeworfen. Und nun ist wieder alles gut?

Mücke: Wir wollen mit allen Personen, die es gut mit der Handelskammer meinen, konstruktiv zusammenarbeiten. Hier sind unsere Hände weit ausgestreckt.

Bereuen Sie Ihre Wortwahl „Ego-Spielchen“?

Mücke: Dabei handelte es sich um eine interne Aussage von mir, das war keine Pressemitteilung. Wir möchten nun gerne nach vorne schauen.

Also Sie reichen auch Herrn Killinger die Hand?

Mücke: Selbstverständlich.

Was wollen Sie in den kommenden Monaten als Übergangspräses inhaltlich für die Kammer bewegen?

Mücke: Wir wollen die duale Ausbildung weiter stärken. Zudem liegt uns der digitale Bildungsgipfel am Herzen, der auch in diesem Sommer wieder stattfinden wird. Und wir wollen das Thema Wasserstoff in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsbehörde in Hamburg nach vorne bringen. Über allem steht: Wir wollen Frieden und Ruhe für die Handelskammer und uns auf Inhalte konzentrieren.

Ihre Wahlgruppe ist bei den vergangenen Wahlen mit dem Versprechen angetreten, die Pflichtbeiträge abzuschaffen. Bisher wurden die Beiträge nur umverteilt. Können die Unternehmen in den kommenden Monaten noch mit Beitragsreduzierungen rechnen?

Mücke: Wir wollen eine kostenbewusste Handelskammer schaffen, das war der Hintergrund unseres Wahlversprechens ...

Der Wahlslogan hieß aber „Pflichtbeiträge abschaffen“ ...

Mücke: Ob bei den Beiträgen kurzfristig noch etwas passiert, weiß ich nicht. Dafür zuständig ist der Innenausschuss, dem ich nicht vorgreifen kann und möchte.

Warum gibt es eigentlich nicht zügig Neuwahlen des Plenums? Das wäre doch die sauberste Lösung.

Mücke: Vor dieser Frage standen wir bereits Ende 2018. Schon damals war uns klar, dass die Vorbereitung einer Neuwahl inklusive der Reform der Wahlordnung und einer Satzungsänderung mindestens zehn Monate gedauert hätte. Aufwand und Ertrag hätten so in keinem Verhältnis gestanden. Denn im Frühjahr 2020 sind ja ohnehin die nächsten regulären Wahlen.

Können Sie sich vorstellen, auch über die aktuelle Wahlperiode hinaus Präses der Handelskammer zu bleiben?

Mücke: Darüber denke ich heute nicht nach. Nun bekleide ich das Amt zunächst einmal kommissarisch. Und dann schaue ich, ob ich bei den kommenden Wahlen wieder für das Plenum der Kammer kandidieren werde.

Auch Sie gehörten lange Zeit zu den Kritikern von Hauptgeschäftsführerin Christi Degen. Wird sich die Kammer in absehbarer Zeit von ihr trennen?

Mücke: Diese Frage stellt sich derzeit nicht. Wir wollen jetzt in der Kammer konstruktiv nach vorne blicken und gemeinsam Sacharbeit leisten.