Hamburg. Roland Harings, der im Juli Vorstandschef des Hamburger Kupferkonzerns wird, kaufte bislang bei dem Unternehmen ein.

Als der Aufsichtsrat von Aurubis im Dezember beschloss, den zur Jahresmitte 2019 auslaufenden Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schachler nicht zu verlängern und stattdessen einen neuen Chef für die Hamburger Kupferhütte zu suchen, zeigten sich manche Analysten verwundert. Die Trennung von dem erst seit 2016 amtierenden Unternehmensleiter zeuge von einem „Mangel an Kontinuität“, hieß es da etwa. Und der Branchenexperte des Hamburger Analysehauses Warburg Research bezeichnete den Wechsel als überraschend, da sich Aurubis gerade „mitten in einer strategischen Neuausrichtung“ befinde.

Roland Harings heißt der Manager, der diesen Wandel künftig umsetzen soll (das Abendblatt berichtete). Der Aurubis-Aufsichtsrat hat den 55-Jährigen mit Wirkung zum 1. Juli zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt. Aufgrund seiner Kenntnis der Metallindus­trie mit ihren Herausforderungen und Chancen und durch seine „überzeugende Persönlichkeit“ bringe Harings das geeignete Profil mit, um die bei Aurubis begonnene „strategische Weiterentwicklung zum Multi-Metall-Unternehmen“ konsequent weiterzuführen und erfolgreich umzusetzen, erklärte Fritz Vahrenholt, der Aufsichtsratsvorsitzende des Konzerns.

Spannende Zeit der Neuausrichtung

Harings ist nicht nur seit 2014 der Chef der MKM Mansfelder Kupfer und Messing GmbH aus Sachsen-Anhalt, eines Kupferverarbeiters mit 1200 Beschäftigten. Zuvor leitete der Diplom-Ingenieur das europäische Automobilzuliefergeschäft des US-Unternehmens Novelis, eines weltweit führenden Herstellers von Aluminium-Walzprodukten. Harings sei bei Novelis gleichzeitig für die Expansion des Automobilbereiches in China und den USA verantwortlich gewesen, hieß es von Aurubis.

Der designierte Chef der Hamburger Kupferhütte sagte, Aurubis sei ihm „nicht nur aus Kundensicht gut bekannt“. MKM verarbeitete 2018 gut 280.000 Tonnen Kupfer – unter anderem von Aurubis. Er freue sich, die verantwortungsvolle Aufgabe „zu einer spannenden Zeit der Neuausrichtung“ zu übernehmen, sagte Harings. Die Aurubis-Aktie hatte auf die Nachricht von seiner Bestellung zunächst mit einem leichten Kursplus reagiert.

Strategische Weiterentwicklung

Jürgen Schachler formulierte 2017 die Strategie, Aurubis zu einem bedeutenderen Anbieter auch anderer sogenannter Nichteisenmetalle wie Gold, Silber und Nickel zu machen. Schachler, der im Juli 65 Jahre alt wird, habe einen „wichtigen Beitrag zur strategischen Weiterentwicklung des Konzerns“ geleistet, hieß es vom Aufsichtsrat im Dezember über den bevorstehenden Chefwechsel. Doch jetzt sei der richtige Moment, „um mit Fokus auf operativer Exzellenz“ die Weichen für die Zukunft zu stellen. An dieser Exzellenz fehlte es zuletzt: Mehrere ungeplante, tagelange Anlagenstillstände zwangen Aurubis zu einer Gewinnwarnung und ließen die Aktie im Jahr 2018 deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurückbleiben.