Hamburg. Kurs der Hamburger Kupferhütte bricht um mehr als 20 Prozent ein. Aber warum dieser überdurchschnittliche Wertverlust?

Die Anteilseigner des Hamburger Kupferkonzerns Aurubis registrierten am Donnerstag einen deut­lichen Kursausschlag – wie so oft in den vergangenen Wochen. Doch anders als zumeist seit Ende Januar verlor das Papier nicht deutlich an Wert, sondern verteuerte sich. Um zeitweise fast fünf Prozent auf knapp 70 Euro zogen die Aurubis-Aktien an und gehörten damit zu den größten Tagesgewinnern im MDAX, dem Index der mittelgroßen börsennotierten deutschen Konzerne

Europas größter Kupferhersteller profitierte dabei nicht allein vom allgemeinen Erholungstrend am deutschen Aktienmarkt; ein neuer Analystenkommentar gab zusätzlich Schwung. Die DZ Bank hatte am Morgen die Aurubis-Aktien von „Halten“ auf „Kaufen“ hochgestuft. Begründung: Nach den jüngsten Kursverlusten gebe es nun wieder günstige Einstiegsmöglichkeiten, so DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp.

Allzeithoch am 22. Januar

Tatsächlich waren die Aurubis-Papiere in den Wochen zuvor ungewöhnlich stark eingebrochen. Am 22. Januar noch standen sie auf einem Allzeithoch von 86,12 Euro, gut fünf Wochen später notierte das Papier bei nur mehr 65,26 Euro. Ein Verlust von deutlich mehr als 20 Prozent und ein sehr viel größerer Rückgang als beim Leitindex DAX und im MDAX. Dabei hatte Aurubis zwischenzeitlich von einem sehr guten ersten Quartal des im Herbst beginnenden Geschäftsjahres 2017/18 berichtet und die zweithöchste Dividende der Unternehmensgeschichte ausgeschüttet.

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Warum dann also dieser überdurchschnittliche Wertverlust binnen weniger Wochen? Rainer Verhoeven, seit Jahresbeginn Aurubis-Finanzvorstand, sagt: „Das hohe Kursniveau nach der Veröffentlichung von sehr guten Quartalsergebnissen im Februar bot die Möglichkeit von Gewinnmitnahmen.“ Zudem habe sich der Konzern dem allgemeine Abwärtstrend an den internationalen Kapitalmärkten nicht vollständig entziehen können. Eggert Kuls vom Hamburger Analysehaus Warburg Research nennt weitere Gründe: „Bis Januar hat Aurubis von einem stark gestiegenen Kupferpreis und von hohen Schmelzlöhnen beim Recycling von Altkupfer profitiert“, sagt der Analyst, der Aurubis intensiv beobachtet. Mittlerweile seien aber Kupferpreis und auch Schmelzlöhne gesunken, so Kuls. Er empfiehlt ebenfalls, Aurubis zu kaufen und sieht ein Kursziel von 90 Euro.

Kauf, Verkauf oder Aktie halten?

Allerdings gehen die Meinungen der Analysten zu Aurubis weit auseinander: Das Internet-Portal Finanzen.net führt insgesamt 16 Bewertungen des Kupferkonzerns auf. Sechs Analysten empfehlen den Kauf, sechs dagegen den Verkauf, vier raten, die Papiere zu halten.

Warburg Research-Analyst Kuls sieht Aurubis auch deshalb auf einem sehr guten Weg, weil das Unternehmen sich gerade von seiner Flachwalzprodukte-Sparte trennt. Große Teile davon hatte es erst 2011 erworben. Mit dem Verkaufserlös, der zwischen 250 und 400 Millionen Euro liegen dürfte, will Aurubis die Umsetzung der neuen Strategie von Vorstandschef Jürgen Schachler vorantreiben: Aurubis soll künftig verstärkt auch andere Metalle aus den verarbeiteten Rohstoffen gewinnen. Und über Zukäufe wird bei Aurubis bereits seit Jahren geredet.