Hamburg. Konkurrent Wichert übernimmt Großteil der Filialen in Hamburg. Ein besonders wichtiger Standort bleibt aber außen vor.
Der angestrebte Komplettverkauf des insolventen Hamburger Autohauses Willy Tiedtke ist gescheitert. Wie die Kanzlei des Sachwalters des Autohauses mitteilte, wurde zwar für vier Standorte des Traditionsunternehmens ein Käufer gefunden, nicht aber für die Hauptniederlassung am Friedrich-Ebert-Damm. Ende November vergangenen Jahres hatte der Sachwalter Nils Krause angesichts eines bereits abgeschlossenen Vorvertrags verkündet, alle Filialen und Arbeitsplätze könnten voraussichtlich erhalten bleiben.
"Da in der letzten Woche einer der vereinbarten Vertragsvorbehalte nicht erfüllbar wurde, ist die angestrebte Gesamtlösung für das Unternehmen der Willy Tiedtke (GmbH & Co) KG nicht mehr möglich", heißt es in einer Mitteilung der Kanzlei Schultze & Braun. Gleichwohl sei mit dem Übernehmer für den 24. Januar ein Teil-Vollzug des Vertrages vereinbart worden, der zwar nicht mehr die Hauptniederlassung umfasse, dafür aber sämtliche übrigen Standorte in und um Hamburg. Dies trage bereits jetzt zur Sicherung eines erheblichen Teils der Arbeitsplätze und aller Auszubildender bei.
Wichert wächst um vier Standorte
Bei dem Käufer der Tiedtke-Standorte handelt es sich um den Hamburger Konkurrenten Auto Wichert, der mit 17 Betrieben in der Hansestadt und im Norderstedt schon jetzt zu den größten Autohändlern Norddeutschlands zählt. "Jetzt kommen vier weitere Standorte hinzu", bestätigte Wichert-Chef Bernd Glathe dem Abendblatt. Konkret sind dies das Autohaus an der Griegstraße in Altona, der Standort für VW-Nutzfahrzeuge in der Straße Am Stadtrand, ein Haus an der Charlottenburger Straße sowie der Gebrauchtwagenplatz in Wentorf.
"Die Standorte passen gut zu unserem bisherigen Netz", sagt Glathe weiter. Das Autohaus in Altona solle aber in einen reinen Vertrieb und Service-Standort für Skoda umgewandelt werden. Insgesamt übernehme man rund zwei Drittel der noch etwa 300 Willy-Tiedtke-Beschäftigen. Woran die Übernahme der Tiedtke-Hauptniederlassung am Friedrich-Ebert-Damm gescheitert ist, dazu wollte sich Glathe nicht äußern. "Wir sind uns wegen einiger vertraglicher Details nicht einig geworden", sagte er. Dies habe aber nichts mit der Tatsache zu tun gehabt, dass Wichert bereits über eine Zentrale in der Hansestadt verfügt.
Lösung für Hauptniederlassung noch nicht in Sicht
Die Restrukturierungsexperten Thorsten Bieg und Gerrit Hölzle der Kanzlei Görg, die zugleich für die Dauer des Insolvenzverfahrens Geschäftsführer von Willy Tiedtke sind, arbeiten mit ihrem Team und in enger Kooperation mit dem Sachwalter Nils Krause nun an einer Lösung für die Hauptniederlassung und vor allem die dort tätigen Mitarbeiter. Ergebnisse dieser Bemühungen würden aber nicht vor Ende Februar vorliegen, hieß es aus der Kanzlei Schultze & Braun. Die Löhne und Gehälter aller Mitarbeiter seien vorerst bis Ende Februar 2019 gesichert. Das Insolvenzverfahren werde in Eigenverwaltung fortgesetzt.
Das 1935 gegründete Autohaus Willy Tiedtke hatte Mitte Oktober beim Amtsgericht Hamburg Insolvenzantrag gestellt, weil es in finanzielle Schieflage geraten war. Unter anderem hatte das Unternehmen Probleme mit dem Rückkaufwert von Diesel-Leasingfahrzeugen bekommen, der nach dem Skandal weit geringer ist als im Leasingvertrag ursprünglich vereinbart.