Toulouse/Hamburg. Guillaume Faury rückt an die Konzernspitze. Tom Enders hatte Airbus umgebaut und die Führungsstrukturen gestrafft.

Europas Luftfahrtriese Airbus hat Ende 2017 einen weitreichenden Umbau seines Top-Managements auf den Weg gebracht. Nun ist auch klar, wer den Deutschen Tom Enders an der Spitze des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns beerbt: Es ist der Franzose Guillaume Faury. Der 50-Jährige soll in der Hauptversammlung am 10. April 2019 zum Nachfolger von Enders gewählt werden. Darauf verständigte sich gestern der Verwaltungsrat.

Airbus hat weltweit mehr als 129.000 Mitarbeiter. Im Hamburger Werk auf Finkenwerder sind etwa 12.500 Menschen beschäftigt.

Enders: "Faury ist eine ausgezeichnete Wahl"

Faury galt bereits als Kronprinz für den Gesamtkonzern, seit er im Februar die Führung des größten Airbus-Geschäftsbereichs, die Verkehrsflugzeugsparte, von Fabrice Brégier übernahm. Vorher hatte er seit 2013 die Helikopter-Sparte geleitet. Enders bezeichnete Faury als eine „ausgezeichnete Wahl“. Der Manager kenne die Branche gut und stehe mit seinen Werten und seiner internationalen Orientierung „für eine neue Generation von Führungspersönlichkeiten, die Airbus im kommenden Jahrzehnt benötigt“. Enders sicherte ihm zu, für einen reibungslosen Übergang zu sorgen. Verwaltungsratschef Denis Ranque sagte, das Gremium habe geschlossen für Faury votiert. Der Konzern habe sowohl interne als auch externe Kandidaten geprüft.

Dafür, dass der Manager zusätzlich zu seinem künftigen Job als Vorstandschef möglicherweise auch die Verkehrsflugzeugsparte weiterführen wird, gab es zunächst keine Bestätigung. Allerdings berief der Konzern am Montag auch noch keinen Nachfolger für diesen Bereich. Medien hatten zuvor berichtet, dass Airbus die beiden Funktionen bei Faury bündeln wolle.

Neuer Airbus-Chef kommt von Elite-Hochschule École Polytechnique

Der 59 Jahre alte Enders hatte bereits Ende 2017 erklärt, er strebe nach dem Ablauf seines Vertrags keine neue Amtszeit an. Der Luftfahrt-Riese leitete damit einen personellen Neuanfang ein. Auch Finanzchef Harald Wilhelm geht im Frühjahr 2019 von Bord.

Faury studierte Ingenieurwissenschaften an der renommierten französischen Elite-Hochschule École Polytechnique und Luftfahrttechnik in Toulouse. Er hat auch eine Lizenz als Flugtest-Ingenieur. Seine Karriere begann er bei der französischen Rüstungsbehörde DGA, wo er unter anderem für die Flugtests des Kampfhubschraubers Tiger zuständig war. Später arbeitete er viele Jahre bei Airbus Helicopters, das früher Eurocopter hieß, mit einem zwischenzeitlichen Abstecher zu Peugeot.

"Major Tom" baute Airbus um

Das Unternehmen ist ein Politikum: Deutschland und Frankreich halten jeweils 11,1 Prozent der Anteile an dem Erzrivalen des US-Flugzeugbauers Boeing, Spanien ist in geringerem Umfang ebenfalls beteiligt.

Enders steht seit 2012 an der Spitze des Konzerns, der damals noch EADS hieß. Der Deutsche baute Airbus um, leitete die Umbenennung von EADS in Airbus ein und straffte die Führungsstrukturen. Dabei setzte er sich stets dafür ein, den Staatseinfluss zurückzufahren und den Luftfahrtriesen zu einem „normalen Unternehmen“ zu machen.

Im vergangenen Jahr hatten schon länger laufende Ermittlungen in Großbritannien und Frankreich den Konzern unter Druck gesetzt. Eine britische Behörde geht dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte nach. Auslöser war eine Selbstanzeige des Unternehmens. Auch die französische Finanz-Staatsanwaltschaft ermittelt. Welche Folgen dies für Airbus haben wird, ist offen. Enders hatte vor der Möglichkeit „erheblicher Strafen“ gewarnt.