El Calafete/Hamburg. Das Segelflugzeug „Perlan II“ steigt in Argentinien auf mehr als 19 Kilometer. Ein Hamburger wirkt am Boden mit.

Bis an den Rand des Weltraums soll das Segelflugzeug „Perlan II“ einmal steigen. 90.000 Fuß (27,4 Kilometer) Höhe werden als Ziel des von Airbus, anderen Firmen und Freiwilligen unterstützten Projekts angegeben. Auf dem Weg dorthin schaffte das Team über Argentinien zum Wochenanfang einen neuen Meilenstein. „Perlan II“ stieg auf eine Höhe von mehr als 62.000 Fuß (rund 19 Kilometer) und verbesserte den vor einem Jahr aufgestellten Weltrekord für Segelflugzeuge um knapp 10.000 Fuß.

„Das Perlan-Projekt schafft das unmöglich Erscheinende“, sagte Airbus-Vorstandschef Tom Enders und gratulierte den Projektmitarbeitern. Perlan verkörpere kühnes Denken und Kreativität und damit Kernwerte des Luftfahrtkonzerns. Zumal der Job der Piloten Jim Payne und Morgan Sandercock nicht ungefährlich ist. Das zeigt das Überschreiten der Armstrong-Grenze. In Höhe von 62.000 Fuß fängt menschliches Blut an zu kochen – verhindert wird das an Bord von „Perlan II“ durch eine Druckkabine.

Extreme Aufwinde

Die Sauerstoffversorgung erfolgt über ein Kreislauftauchgerät, das vergleichbar ist mit dem von Astronauten im Weltall verwendeten. Der Höhenflug gelang durch das Ausnutzen extremer Aufwinde, die in den Anden unter anderem durch das Zusammenspiel von Starkwindbändern und ausgeprägtem Höhentief über der Antarktis entstehen. Sie wirken für den Gleiter wie ein Fahrstuhl.

Wie schon vor einem Jahr war ein Hamburger Teil der Crew. Lars Bensch arbeitet normalerweise als Flugtestingenieur für Airbus auf Finkenwerder und testet zum Beispiel den A320 vor seiner Auslieferung auf Herz und Nieren. „Die Spannung war sehr groß“, schrieb er dem Abendblatt, als „Perlan II“ nach gut einer Stunde in 13 Kilometern Höhe aus der Troposphäre in die Stratosphäre stieg. Dieser kritische Punkt sei mithilfe der Bodencrew erreicht worden, zu der Bensch gehört. Basierend auf meteorologische Daten wurde das Segelflugzeug an die richtige Position navigiert.

Vor ein paar Jahren noch Science-Fiction

Alle 1500 Meter wurden Tests durchgeführt, weil der Gleiter in diesen Höhen noch nie geflogen ist. „Was sich vor ein paar Jahren noch wie Science-Fiction anhörte, ist mit dem Flug vom 26. August 2018 wahr geworden“, so Bensch. Bis Mitte September unterstützt er das „Perlan“-Team noch in Argentinien – und hofft, bei weiteren Rekorden dabei zu sein.