Hamburg. Über eine Tochterfirma soll Schmiergeld für den Verkauf von Flugzeugen geflossen sein. Airbus: Keine Hinweise auf Bestechung.

Der Luftfahrtkonzern Airbus sieht sich abermals mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert: Über die Tochterfirma Vector Aerospace soll auch Schmiergeld für den Verkauf von Ziviljets geflossen sein. Die Münchner Staatsanwaltschaft wolle demnächst Anklage erheben, berichtet der „Spiegel“. Keimzelle der Korruption soll demnach eine Airbus-Abteilung in Paris gewesen sein. Sie sei an der Gründung eines Geflechts aus Briefkastenfirmen rund um den Wartungsbetrieb Vector – für den Airbus inzwischen einen Käufer gefunden hat – beteiligt gewesen.

Das Firmengeflecht sollte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft dazu dienen, „Schmiergeldzahlungen an Entscheidungsträger (...) in Österreich“ zu leisten, die am Kauf von Eurofighter-Kampfjets beteiligt waren, schreibt der „Spiegel“. In den Ermittlungsakten finde sich auch der Hinweis, dass Airbus-Chef Enders über den Aufbau von Vector informiert war.

Verfahren. Airbus-Chef Enders nicht unter Beschuldigten

Die Ermittlungen rund um Vector seien weit gediehen, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I: „Wir wollen das Verfahren demnächst abschließen.“ Es gehe primär um den Vorwurf der Untreue, das Verfahren richte sich gegen 16 Beschuldigte. Enders sei aber nicht darunter. Zu Schmiergeldzahlungen von Vector an Dritte gebe es bislang kaum Beweise.

Den „Spiegel“-Bericht, wonach die Behörde demnächst Anklage erheben will, bestätigte die Sprecherin nicht. Ein Airbus-Sprecher sagte dazu: „Weder die seit Jahren andauernden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in München und Wien noch unsere eigenen umfangreichen Untersuchungen haben Anhaltspunkte ergeben, die auf Bestechung im Zusammenhang mit dem Verkauf von Eurofighter-Flugzeugen nach Österreich hindeuten.“

Der Airbus-Vorgänger EADS hatte 2003 einen Auftrag Österreichs zur Lieferung der Kampfjets erhalten und sich im Gegenzug verpflichtet, in der Alpenrepublik zu investieren. Vector sollte die Gegengeschäfte abwickeln, diente aber womöglich nur zur Verschleierung der schwarzen Kassen, wie die Staatsanwälte vermuten.

„Wir untersuchen den Sachverhalt, dass aus dem Vermögen von EADS Deutschland von 2005 bis 2010 Geldbeträge an Vector ohne Gegenleistung auf Grundlage von Scheinberatungs- und Scheinvermittlungsverträgen geflossen sind“, erklärte die Staatsanwaltschaft. Es gehe um 114 Millionen Euro.

Wegen Unregelmäßigkeiten bei Kreditabsicherungen für den Verkauf von Ziviljets hatte sich Airbus 2016 selbst bei der britischen Antikorruptionsbehörde SFO angezeigt. Bei den Verkäufen seien Vermittler in anderen Ländern eingeschaltet worden, ohne dass sie in den Anträgen für die Kreditabsicherungen erwähnt worden seien. Auf einem internen Treffen mit Topmanagern im Juni sagte Enders nach Angaben des „Spiegels“ über die internen Ermittlungen: „Wir sind in einer todernsten Lage.“