Hamburg. Premium Aerotec treibt Entwicklung von Teilen aus dem 3-D-Drucker voran. 150 Mitarbeiter auf Finkenwerder.
3-D-Druck ist eines der Schlüsselwörter in der Rubrik Zukunftstechnologien. In der Luftfahrt hat sich vor allem Premium Aerotec in dem noch recht jungen Bereich einen Namen gemacht. Das Werk in Varel gilt als internationaler Vorreiter. Nun baut die Airbus-Tochter in Hamburg ihre Präsenz aus. Am heutigen Freitag eröffnet das Unternehmen im Beisein von Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) den Standort auf Finkenwerder. Es ist der sechste für die mehr als 10.000 Mitarbeiter große Firma.
Etwa 150 Beschäftigte sollen am Hein-Saß-Weg ihre Arbeit verrichten. Rund eine Million Euro steckte das Unternehmen in die Modernisierung eines Gebäudes, um dort mehr als 90 moderne Arbeitsplätze einzurichten. Bisher waren die Mitarbeiter von Premium Aerotec auf Projektbasis an der Elbe oder zeitweise in der Fertigung bei Airbus eingesetzt. Nun wird der Standort Hamburg zum Entwicklungszentrum für den Hauptteil des Rumpfes aufgewertet. Das bietet sich an, weil das in der Nachbarschaft liegende Airbus-Werk innerhalb des Flugzeugbaukonzerns das Kompetenzzentrum für die Kabine ist.
Hervorragende Plattform
Etwa 20 der Beschäftigten werden im Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) arbeiten, in dem verschiedene Partner seit 2016 gemeinsam an Zukunftslösungen tüfteln. „Hamburg bietet uns mit wissenschaftlichen Instituten, innovativen Hochschulen sowie zahlreichen Partnern und Zulieferern eine hervorragende Plattform, um technologische Ideen in die industrielle Praxis zu übertragen und die Digitalisierung voranzutreiben“, sagt Thomas Ehm, Vorsitzender der Geschäftsführung von Premium Aerotec.
Das Unternehmen gewann 2017 den Innovationspreis der Deutschen Luftfahrt für seine Fortschritte im metallischen 3-D-Druck. Bei der sogenannten additiven Fertigung werden Bauteile aus Pulver Schicht für Schicht aufgebaut. Sie sind deutlich leichter als herkömmlich gefertigte Teile und umweltschonender, weil es bei der Produktion kein überschüssiges Material gibt. Die Hamburger Ingenieure sollen am Computer 3-D-Bauteile entwerfen, ihre Geometrie und das Design festlegen.
Bionik einer der Innovationstreiber
Heute werden in der Luftfahrt bereits zahlreiche Teile aus dem 3-D-Drucker eingesetzt wie Plastikverkleidungen oder Kabinenhalter aus Aluminium. Im Januar 2016 startete das Werk in Varel als erster Flugzeugbauer weltweit die 3-D-Serienproduktion für Teile aus Titan. Airbus übertrug zuletzt immer häufiger auch Strukturen aus der Natur auf die Luftfahrt – wie zum Beispiel der Blattaufbau einer Seerose auf Bremsklappen. Die sogenannte Bionik ist einer der Innovationstreiber in der Branche.
Von Finkenwerder aus will Premium Aerotec seine Marktposition stärken. Ehm: „Unser klares Ziel ist es, in der additiven Fertigung und in der Anwendung von Verbundwerkstoffen führend zu sein.“ Zukunftspotenzial sieht er im Verbundwerkstoff FML. Dieser besteht aus zahlreichen hauchdünnen Schichten aus Aluminium und Glasfaser und kombiniert so die besten Eigenschaften von metallischen Werk- und Faserverbundstoffen. Die Ingenieure sollen zusammen mit Technologen am Standort Nordenham für eine automatisierte Verarbeitung des Materials sorgen. Die Weiterentwicklung dieses Werkstoffs ist ein weiterer Schwerpunkt am Standort Hamburg.
20 Millionen Teile pro Jahr
Premium Aerotec hat im Jahr 2016 mehr als zwei Milliarden Euro umgesetzt. Am Firmensitz in Augsburg werden Hecks, Fußbodenstruktur und Verbindungsteile vom Rumpf zum Flügel entwickelt und hergestellt. Mehr als 20 Millionen Einzelteile werden pro Jahr gefertigt, die in gut 800 Flugzeugen verbaut werden. So stecken in jedem Airbus-Jet vom A320 bis A380 Produkte made by Premium Aerotec – und selbst US-Rivale Boeing setzt sie im „Dreamliner“ ein.