Hamburg/Frankfurt. Hamburger sollen Interesse an Übernahme von Branchen-Primus Wilkinson haben. 80 Prozent des Nassrasierermarktes bei Gillette und Wilkinson Sword.
Hanna-Lotte Mikuteit
Es sorgte für einigen Wirbel in der Branche, als der Hamburger Kosmetik-Hersteller Beiersdorf im Herbst 2015 den ersten Nivea-Rasierer auf den Markt brachte. Bislang hatte das DAX-Unternehmen das lukrative Geschäft mit Nassrasierern den internationalen Platzhirschen Gillette (Procter & Gamble) und Wilkinson Sword (Edgewell) überlassen. Ein knappes Jahr später fällt die Bilanz positiv aus. „In Österreich hat Nivea Protect & Shave innerhalb von wenigen Monaten bereits die Marktführerschaft im Bereich Einwegrasierer erreicht“, sagte eine Beiersdorf-Sprecherin auf Anfrage des Abendblatts. In Deutschland lägen die Rasierer für Frauen inzwischen auf Position zwei der Einwegprodukte.
Qualität ist besser geworden
Anfängliche Qualitätsprobleme habe man im Griff, hatte Beiersdorf-Chef Stefan Heidenreich erst kürzlich bei der Halbjahresbilanz betont – und zugleich deutlich gemacht, dass bereits weitergedacht werde. „Wir haben auch noch nicht alles gezeigt, da ist noch einiges zu erwarten.“ Pläne für einen Markteintritt mit Nassrasierern für Männer gibt es nach Angaben der Beiersdorf-Sprecherin nicht. In der Branche wird aber spekuliert, die Hamburger könnten an einer Übernahme der Wilkinson-Mutter Edgewell interessiert sein.
Derzeit besetzen Gillette und Wilkinson Sword schätzungsweise 80 Prozent des Nassrasierermarktes. Doch inzwischen drücken immer mehr Mitspieler auf den Markt. Denn: Männerpflege ist kein zartes Pflänzchen mehr. Die Marktforscher Euromonitor und Bloomberg Intelligence beziffern das Umsatzvolumen weltweit auf mehr als 47 Milliarden US-Dollar (42,1 Milliarden Euro). Mit durchschnittlichen Wachstumsraten von 3,3 Prozent wachse das Herrensegment schneller als der Kosmetikmarkt insgesamt. Besonders lukrativ sind Rasierer. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung geben deutsche Männer jeden dritten Euro ihres Kosmetik-Budgets für Rasierer und Klingen aus.
Geschäft mit teuren Ersatzklingen
Wie viel Potenzial in der Nassrasur steckt, macht auch das Beispiel Dollar Shave Club klar. Ende Juli kündigte der Konsumgüterkonzern Unilever die Übernahme dieses Rasierer-Start-ups aus Kalifornien an. Der Preis soll eine Milliarde US-Dollar (885 Millionen Euro) betragen. Dahinter stecken hohe Erwartungen. Die französische Investmentbank Société Générale schätzt, dass Branchenriese Procter & Gamble dank seiner Marktmacht auf Gewinnmargen von 40 Prozent und mehr kommt. Dabei wird das Geschäft vor allem mit den teuren Ersatzklingen gemacht. Der Preis ist auch das Thema, an dem die Konkurrenz ansetzt. Um die Hälfte günstiger oder mehr sind etwa die Eigenmarken der Drogerieketten. Auch deutsche Start-ups wie Mornin’ Glory oder Shave-Lab werben damit, dass die Kunden viel Geld sparen, wenn sie sich neue Klingen regelmäßig zuschicken lassen.