Hamburg. Nivea-Hersteller investiert am Standort Eimsbüttel dreistelligen Millionenbetrag. Suche außerhalb Hamburgs beendet.
Zwei Jahre lang hat Beiersdorf nach einem neuen Grundstück gesucht. Nicht nur in Hamburg, auch im Umland. Der Nivea-Hersteller hat geprüft, ob es abseits des heutigen Stammsitzes in Eimsbüttel Alternativen gibt. Doch jetzt hat Beiersdorf, auch wegen der langjährigen Verbundenheit mit dem Stadtteil, die Suche eingestellt. Der Konzern, der seit mehr als 120 Jahren in der Hansestadt beheimatet ist, will in Eimsbüttel bleiben. So hat der Umzug der Klebstoff-Tochter Tesa nach Norderstedt für Hamburg doch noch etwas Gutes. Denn alte Gebäude von Tesa können nun abgerissen werden. Und genau dort soll die neue Beiersdorf-Zentrale entstehen, sagt Stefan Best, der seit Februar die Immobilienentwicklungsgesellschaft von Beiersdorf leitet.
Letzte Formalitäten müssen zwar noch erledigt werden. Aber der Kosmetikkonzern rechnet fest damit, dass die Bauarbeiten bald beginnen können. Beiersdorf will durch die Investitionen nicht nur rund 3300 Jobs sichern, sondern auch für eine zukunftsfähige Arbeitsumgebung sorgen. Die Zentrale erfindet sich quasi neu. Bis 2020 will das Unternehmen seinen Hauptsitz weg von der Unnastraße zur Troplowitzstraße/Ecke Wiesinger Weg verlagern. An dieser Stelle betreibt Beiersdorf bereits sein Forschungszentrum. Zudem sind dort, neben der Tiefgarage in der Unnastraße weitere knapp 500 Plätze in einem Parkhaus verfügbar.
Zuvor werden allerdings die meisten bisherigen, veralteten Tesa-Gebäude abgerissen und durch neue, technisch moderne Immobilien ersetzt. Auch das Forschungszentrum von Tesa muss weichen. „Wir haben im vergangenen Jahr einen Architektenwettbewerb durchgeführt. Der Hamburger Hadi Teherani ging als Sieger hervor“, erzählt Best. Am heutigen Abend lädt Beiersdorf die Nachbarschaft in Eimsbüttel ein, um mit ihr über die Details des Projekts zu diskutieren.
Als erstes sollen ab Mitte November zwei Bunker, die dem Unternehmen gehören, am Eidelstedter Weg 6 und 10 abgebaut werden, um Platz für neue Gebäude zu schaffen. „Wir wollen die Anwohner so wenig wie möglich belasten“, sagt Best. So sollen unter anderem Schallschutzgerüste eingesetzt werden. „Auch der Bereich, in dem derzeit noch das Marketingteam sitzt, fällt der Abrissbirne zum Opfer.“ Die markanten Rotklinker-Bauten sollen allerdings nicht angetastet werden. Das Unternehmen will für das Gesamtvorhaben bis 2020 einen dreistelligen Millionenbetrag in Hamburg investieren.
„Mit den neuen Gebäuden schaffen wir auch mehr Nähe zwischen den Mitarbeitern, die bisher oft lange Wege von einer zur nächsten Abteilung gehen mussten“, sagt Firmensprecherin Christina Hoberg. Auch eine neue Kantine inklusive Café stehen auf dem Bauplan. Mit dem Umzug in die Troplowitzstraße würde man laut Beiersdorf zudem eine Verkehrsentlastung rund um die Unnastraße erreichen.
Nachdem Ende 2016/17 der Rückbau beendet sein soll, will Best mit den Neubauten beginnen. Seitens der Mitarbeiter von Beiersdorf erhält das Projektteam positive Rückmeldungen. Schließlich sind viele von ihnen in Eimsbüttel mit dem Unternehmen groß geworden.
Deshalb freuen sie sich, dass Hamburgs einziger DAX-Konzern künftig auf dem eigenen Gelände und nicht auf der sogenannten grünen Wiese weiter expandiert. „Wir werden auf Vorrat bauen, und so mit weiteren Flächen das Wachstum von Beiersdorf mitbegleiten“, sagt Best.
Mehr als jeder dritte Beschäftigte der Zentrale (35 Prozent) lebt laut einer Umfrage im Auftrag von Beiersdorf im Umkreis von fünf Kilometern von seinem Arbeitsplatz entfernt. Rund 50 Prozent müssen höchstens zehn Kilometer zu ihrem Arbeitsplatz fahren. Beiersdorf will nach eigenen Angaben durch die Investitionen in Eimsbüttel dafür sorgen, dass die vielen hoch qualifizierten Beschäftigten dem Unternehmen treu bleiben.
Deshalb setzt der Nivea-Konzern auch auf eine nachhaltige Mobilität. Zusammen mit dem in der Nachbarschaft ansässigen IT-Konzern NXP hat sich Beiersdorf dafür stark gemacht, dass die Mitarbeiter beider Firmen eine Stadtrad-Station an der Troplowitzstraße/Ecke Stresemannallee bekommen. Zudem können die Beschäftigten ein Carsharing-Angebot von Beiersdorf nutzen. Das Unternehmen will künftig mehrere Elektroautos testen, darunter kleine Transporter, die das Werk beliefern.
Auch bei den neuen Gebäuden will man auf eine „ökologisches Bauweise“ wert legen. Der neue Kindergarten des Unternehmens ist bereits ökologisch zertifiziert. „Alle Bauvorhaben von Beiersdorf im In- und Ausland werden nach ökologischen Standards errichtet,“ so Immobilienfachmann Best. Für die neue Zentrale in der Troplowitzstraße strebt Beiersdorf sogar die Top-Zertifizierung LEED Platin an.