Hamburg. Klebstofftochter Tesa bremst Umsatzwachstum des Hamburger DAX-Konzerns im ersten Halbjahr. Gewinn legt zu.
Der Euro-Kurs und eine schwächere Entwicklung bei der Klebstofftochter Tesa haben den Hamburger Konzern Beiersdorf im ersten Halbjahr beim Umsatz gebremst. Vor allem in Lateinamerika musste der Nivea-Hersteller währungsbedingt Einbußen hinnehmen. Dafür lief es in der Heimat für den DAX-Konzern dank neuer Produkte bei seinen Kernmarken Nivea, Eucerin und La Prairie umso besser. Für das laufende Jahr bestätigte Konzernchef Stefan Heidenreich am Donnerstag im Halbjahresbericht die Prognose und warnte vor weiterhin schwankenden Märkten.
In den ersten sechs Monaten sanken die Erlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,3 Prozent auf 3,36 Milliarden Euro. Klammert man Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe aus, wuchs der Umsatz um 2,8 Prozent. Die Verbraucher seien durch die wirtschaftlichen und politischen Ereignisse in vielen Ländern zunehmend verunsichert, gleichzeitig steige der Wettbewerbsdruck, sagte Heidenreich: „Diese Entwicklungen treffen aber die gesamte Konsumgüterbranche.“ Allerdings hatte Konkurrent L'Oreal den Umsatz zuletzt gesteigert. Die Erlöse des Herstellers von Lancôme-Gesichtscreme und Parfüms der Marke Yves Saint Laurent nahmen um 4,3 Prozent auf 6,342 Milliarden im zweiten Quartal zu. Der Düsseldorfer Konsumgüter-Konzern Henkel will kommende Woche Zahlen vorlegen.
Der auf die Anteilseigner entfallende Gewinn von Beiersdorf legte um 4,6 Prozent auf 364 Millionen Euro zu. Mit Pflegeprodukten macht das Unternehmen das meiste Geld. Der Umsatz der Consumer genannten Pflegesparte wuchs in der ersten Jahreshälfte organisch um 3,3 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Die Klebstofftochter Tesa litt hingegen unter einer schwächeren Nachfrage aus der Elektronikindustrie in Asien. Organisch kam die Sparte daher kaum von der Stelle. Gegenüber den ersten drei Monaten verbesserte sich die Entwicklung im zweiten Quartal aber etwas.
Für Beiersdorf sehe er weiterhin „reale Wachstumschancen“, sagte Heidenreich. Die Aktie gehörte gestern wie viele andere als defensiv geltenden Werte aber zu den Verlierern im deutschen Leitindex DAX, in dem das Unternehmen als einziger Vertreter aus der Hansestadt gelistet ist. Die Aktien verloren 4,2 Prozent und gingen bei 81,44 Euro aus dem Handel.
„Solide, aber nicht aufregend“, hieß es in einem Kommentar von Baader Helvea zu den Halbjahreszahlen. Um die Jahresprognosen erfüllen zu können, müsse Beiersdorf beim organischen Wachstum im zweiten Halbjahr einen Zahn zulegen. Die Halbjahreszahlen lieferten ein gemischtes Bild, sagte DZ-Bank-Analyst Thomas Maul. Negativ falle ein schlechter als erwartet ausgefallenes organisches Umsatzwachstum im Geschäft mit Haut- und Körperpflegeprodukten auf. Die Geschäfte im Klebstoffsegment der Marke Tesa seien aber besser gelaufen als gedacht. „Mit Blick auf die starke Wettbewerbsposition von Nivea, die verbesserte Kostendisziplin und die gut gefüllte Produktpipeline bleibt unsere positive Einschätzung für die Beiersdorf-Aktie intakt.“ Die Finanzziele für 2016 sollten erreichbar sein. Die DZ Bank empfiehlt die Papiere weiter zum Kauf mit einem Kursziel von 87 Euro. Baader stuft die Titel weiterhin mit „Hold“ ein bei einem Kursziel von 86 Euro. In der mehr als vierjährigen Amtszeit von Heidenreich haben die Titel im Übrigen deutlich an Wert gewonnen. Im Frühjahr 2012 lagen sie bei etwas mehr als 50 Euro.
Im Gesamtjahr wollen die Hamburger aus eigener Kraft im Konzern um drei bis vier Prozent beim Umsatz zulegen. Heidenreich: „Beiersdorf setzt weiter auf seine Stärken: seine Marken, seine hohe Innovationskraft und den Ausbau seiner Präsenz in den Wachstumsmärkten. Insgesamt sind wir vorsichtig zuversichtlich für das Gesamtjahr.“ Die Marge soll über das Vorjahresniveau von 14,4 Prozent steigen. Im Halbjahr lag die Ebit-Umsatzrendite bei 15,3 Prozent. Nach Zukäufen hält der Konzern weiterhin Aussicht. Heidenreich sagte, bislang habe Beiersdorf aber noch nicht die passende Braut gefunden.