Hamburg. Aber die Hafenbehörde HPA will nicht baggern. Ein Unternehmen sendet nun einen Hilferuf an Wirtschaftssenator Frank Horch.
Der Sommer ist da und damit kehrt ein Problem zurück, das Hamburgs Regierung eigentlich als erledigt abgehakt hatte: Im Hafen lagert sich wieder Schlick ab und zwar so viel, dass mehrere Unternehmen massive Schwierigkeiten mit ihren Schiffen bekommen. Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) spricht selbst in einem Brief von „deutlichen Unterwasserständen“, wodurch es für die Anlieger in allen Hafenbereichen zu „leicht erschwerten Bedingungen“ komme. Besonders betroffen ist der Travehafen, der mitten im alten Hafenbereich – dem so genannten Mittleren Freihafen – auf Steinwerder liegt.
Von dort kommt jetzt ein Hilferuf des Pontonvermieters und Schutenbetreibers Arnold Ritscher, dessen Schiffe im Schlick festsitzen. Der Travehafen liegt etwas versteckt – hier ist kaum eine Strömung wahrzunehmen, sodass Sedimente von dort kaum auf natürlichem Wege herausgespült werden können. Der Schlick hat sich inzwischen so weit angesammelt, dass die Firma fast nur noch bei Hochwasser arbeiten kann.
Kommentar: Die Bagger müssen kommen!
Bereits Ende Mai hatte Ritscher den Chef der HPA, Jens Meier, deshalb schriftlich um Hilfe gebeten. Dabei berief er sich auf eine Vereinbarung mit der Hafenverwaltung: Weil es sich beim Travehafen um keine Fahrstraße handelt und das Becken nicht allzu stark frequentiert wird, hatte man aus Kostengründen vereinbart, dass Ritscher die Bagger nur dann anfordert, wenn es wirklich notwendig ist. Das hat Ritscher auch getan, doch die HPA wolle nicht baggern. Ritscher verwies daraufhin auf die „hanseatische Vereinbarung“ mit der HPA, die „unter seriösen Partnern getroffen worden“ sei.
Doch baggern will die Behörde dennoch nicht. Zwar räumt das Hafenmanagement in seiner Antwort an Ritscher ein, dass es Probleme gibt: „So können aktuell Schlepper mit mittlerem und großem Tiefgang einige Bereiche des Travehafens nur mit zeitlichen Einschränkungen befahren.“ Und auch dass das Unternehmen selbst darunter leidet, wird von behördlicher Seite auch nicht bestritten. „Da Sie für den Transport ihres Equipments die Hamburger Schlepper benötigen, sind auch Sie von diesen zeitlichen Einschränkungen betroffen“, steht in der Antwort zu lesen.
Sollen Firmen aus dem Mittleren Freihafen vertrieben werden?
Zugleich werden diese Probleme aber eher heruntergespielt: Bei einem Tidezeitraum von zwölf Stunden würde die Arbeit maximal drei Stunden am Tag behindert, heißt es. Doch das ist nicht der eigentliche Hauptgrund, warum die HPA die Baggerarbeiten ablehnt.
Der Travehafen gehört zu einem städtischen Planungsgebiet. Und solange die Politik nicht entschieden hat, was sie konkret mit diesem Bereich vorhat, soll nicht gebaggert werden. Wörtlich heißt es: „Wie Ihnen durch die Gespräche im letzten Jahr bekannt ist, wird der Travehafen durch den Hafenentwicklungsplan nach wie vor als Gebiet als planungsbetroffen eingestuft. Dies bedeutet für das aktuelle Baggerkonzept der HPA, dass keine erneute Baggerung im Bereich Travehafen vorgesehen ist.“
Lütge Ritscher, Senior-Chef des betroffenen Unternehmens, will das nicht hinnehmen. Er hat jetzt Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) als Aufsichtsratschef gebeten, die Hafenbehörde anzuweisen, mit den Baggerarbeiten zu beginnen. Inzwischen hat sich auch der Unternehmensverband Hafen Hamburg (UVHH) in den Streit eingeschaltet. Er hat die Befürchtung, dass die HPA die Verschlickung des Hafenbeckens dazu nutzen will, um die Firmen aus dem Mittleren Freihafen zu vertreiben. Schließlich hat man dort bereits der Firma Buss gekündigt.
„Die Wasserflächen im Mittleren Freihafen sind für die Hafen- und Binnenschifffahrt im Hamburger Hafen von großer Bedeutung. Mittelständische Hafenbetriebe, deren Leistungen für den Universalhafen lebensnotwendig sind, haben hier seit Jahrzehnten ihre Liegeplätze“, sagt Ina Luderer, stellvertretende Geschäftsführerin des UVHH. Der Verband hat zudem keine Kenntnis, dass für diese Wasserflächen andere Nutzungen vorgesehen sind. „Wir fordern, dass die notwendigen Wassertiefen zeitnah wiederhergestellt und unterhalten werden“, so Luderer.
Wirtschaftsbehörde: Nutzung des Mittleren Freihafens wird überdacht
Aus der Wirtschaftsbehörde verlautete am Montag, Wirtschaftssenator Horch werde das Thema kurzfristig der HPA gegenüber ansprechen. „Selbstverständlich sehen wir es als unsere Aufgabe an, den Unternehmen am Standort vernünftige Rahmenbedingungen anzubieten“, sagte eine Behördensprecherin. Zugleich räumte sie ein, dass die Nutzung des Mittleren Freihafens inklusive des Travehafens aktuell überdacht wird. „Die HPA wird dazu noch in diesem Jahr ein Konzept vorlegen.“
Der Firma wurde nun für diesen Monat ein Gespräch angeboten.