Hamburg. Laut Gutachten hat sich der maritime Standort in den vergangenen Jahren nur mäßig entwickelt. Neue Finanzierungsmodelle gefragt.

Noch nimmt der Schifffahrtsstandort Hamburg im weltweiten Vergleich eine Spitzenposition ein. Diese Position ist aber gefährdet, wenn es nicht gelingt, eine ausreichende Anzahl leistungsfähiger Reedereien an der Elbe zu halten. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfassende Studie, die das Beratungsunternehmen Ernst & Young zusammen mit dem Fraunhofer Centers für Maritime Logistik (CML) erstellt hat. Demnach rangiert Hamburg auf Platz zwei der weltgrößten Schifffahrtstandorte hinter Singapur, aber vor Rotterdam.

Verglichen wurden Anzahl und Bedeutung der angesiedelten Reedereien und Schiffsmakler, die Schiffsfinanzierung, die Wertschöpfung und die Anzahl der Beschäftigten. Das Ergebnis: Die maritime Wirtschaft hat sich in Hamburg in den vergangenen fünf Jahren im Vergleich zu anderen Standorten nur mäßig entwickelt. Seit Ausbruch der Schifffahrtskrise vor sieben Jahren hat sich die Wertschöpfung der Seeschifffahrt in Hamburg kontinuierlich verringert.

Um die Erosion zu stoppen, haben die Experten in der Studie 17 Vorschläge zur Verbesserung der Standortvermarktung, der Forschung und Entwicklung, der Ausbildung und der Schiffsfinanzierung entwickelt. Vor allem letztere müsse dringend gestärkt werden. Aufgrund der langen Dauer der Schifffahrtskrise sind viele Hamburger Unternehmen finanziell ausgeblutet. Die bisherige Praxis, wonach sich Investoren in Kommanditgesellschaften zusammenschließen, um das eingesammelte Geld in den Bau von Schiffen zu stecken, funktioniert nicht mehr.

Eine Reihe von Schiffspleiten und Totalverluste des investierten Kapitals haben zu einem massiven Vertrauensverlust in Schiffsinvestitionen geführt. Alternative Finanzierungsformen sind gefragt. Die Studie bietet dazu einige Lösungen an, bis hin zu sicheren Fonds, die von der Bundesfinanzaufsicht (BaFin) überwacht werden. „Damit diese Finanzierungsmodelle funktionieren, müssen aber zwei Voraussetzungen gegeben sein“, sagt Bernd Richter von Ernst & Young. „Das Vertrauen in die Schifffahrt muss zurückkehren – und die meisten Reedereien müssen ihr Geschäftsmodell für Anleger attraktiver gestalten.“

Wirtschaftssenator
Frank Horch will
der geschwächten
Schifffahrt in
Hamburg wieder
auf die Beine helfen
Wirtschaftssenator Frank Horch will der geschwächten Schifffahrt in Hamburg wieder auf die Beine helfen © HA | Roland Magunia

Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos), der das 146.000 Euro teure Gutachten in Auftrag gegeben hatte, will nun prüfen, was sich daraus umsetzen lässt. „Die Rahmenbedingungen für die Schifffahrt haben sich in den vergangenen Jahren erheblich geändert. Wir müssen uns mit unseren Handlungsoptionen darauf einstellen“, sagte er.