Hamburg. Hamburger Optikerkette profitiert vom Trend zu hochwertigen Brillen und plant weitere Expansion. Auch Dividende soll steigen.

Gute Aussichten für Fielmann: Die Hamburger Optikerkette hat ihren Gewinn trotz wachsender Konkurrenz von Onlineanbietern weiter steigern können. Der Überschuss kletterte im vergangenen Jahr um gut vier Prozent auf 170 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz stieg um sechs Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Die Hamburger profitieren davon, dass wegen zunehmender Bildschirmarbeit mehr teure Gleitsichtbrillen gebraucht werden. „Insgesamt geht der Trend hin zu immer hochwertigeren Brillen“, sagte ein Unternehmenssprecher dem Abendblatt. 2015 verkaufte Fielmann 7,8 Millionen Sehhilfen, 200.000 mehr als im Vorjahr.

Der Expansionskurs machte sich auch auf der Seite der Mitarbeiter bemerkbar. So hat die Kette im vergangenen Jahr 555 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, 424 davon in Deutschland. Insgesamt arbeiten für Fielmann jetzt fast 17.300 Mitarbeiter. Darunter sind gut 3600 Auszubildende.

Die Aktionäre sollen angesichts der positiven Entwicklung eine um 15 Cent höhere Dividende von 1,75 Euro je Anteilsschein erhalten. Größter Eigner ist dabei die Familie des Unternehmensgründers Günther Fielmann, die direkt und über eine Stiftung knapp 72 Prozent hält.

Kurs der Aktie rutscht dennoch ab

Außenstehende Investoren zeigten sich allerdings eher unbeeindruckt von den vorgelegten Zahlen. Der Kurs der im MDAX-notierten Papiere gab am frühen Nachmittag um 2,4 Prozent nach. Der Gewinn sei unter den Markterwartungen geblieben, hieß es. Der Dividendenvorschlag sei wie erwartet ausgefallen, sagte Analyst Thomas Maul von der DZ Bank in einer ersten Einschätzung.

Für das laufende Jahr zeigte sich Fielmann zuversichtlich, den Marktanteil weiter zu steigern. Eine konkrete Prognose wagte der Vorstand zu Beginn des Jahres allerdings nicht. Zuletzt lag der Anteil des Marktführers am Nettoumsatz der Branche in Deutschland nach Verbandsangaben bei 20 Prozent. Online-Brillenhändler wie Mister Spex und Brille24 kamen zusammen auf knapp vier Prozent.

Fielmann teilte mit, in Norditalien weiter expandieren zu wollen. Nachdem 2015 eine erste Niederlassung in Bozen eröffnet wurde, folge demnächst eine in Brixen. Weitere Städte in Südtirol sollen kurzfristig hinzukommen. Neben Deutschland und Italien verkauft Fielmann seine Brillen in den Niederlanden, Luxemburg, Polen, Litauen und Lettland.

Marc Fielmann muss sich in diesem Jahr als Marketingvorstand beweisen

Mit Spannung wird für das laufende Jahr erwartet, welche Akzente Marc Fielmann, der Sohn des Gründers und Vorstandsvorsitzenden, setzen wird. Der 26-Jährige ist nach einem Studium an der London School of Economics und verschiedenen beruflichen Stationen bei Banken und Unternehmensberatungen in den Konzern eingetreten. Seit Ende vergangenen Jahres ist er im Vorstand für den Bereich Marketing verantwortlich. Auf längere Sicht soll Marc die Nachfolge seines Vaters antreten. Vorläufig behält der 76-jährige Günther Fielmann aber die Zügel im Konzern fest in der Hand und leitet die Hamburger Optikerkette.

Ein Schritt, der nach wie vor aussteht, ist der Einstieg des Marktführers ins Internetgeschäft. Die Hamburger verkaufen zwar mittlerweile jede zweite Brille in Deutschland, tun sich aber weiter mit dem Onlinehandel schwer. Nach Einschätzung von Günther Fielmann ist eine sinnvolle Beratung der Kunden im Netz nicht möglich, weil sich Brillen auf diesem Weg nicht perfekt anpassen lassen.