Berlin/Hamburg/Frankfurt. In Deutschland handelt es sich um 577.000 Fahrzeuge. Konzern beurlaubt offenbar drei weitere Vorstände. Einer wehrt sich.
Von der Abgasaffäre bei Volkswagen sind weltweit 2,1 Millionen Fahrzeuge der VW-Tochter Audi betroffen. Das sagte ein Audi-Sprecher am Montag. In der Region Westeuropa gehe es um 1,42 Millionen Wagen, in Deutschland um 577.000. In den USA betreffe die Manipulation der Abgastechnik rund 13.000 Fahrzeuge.
Der fragliche Motor sei in den Varianten mit 1,6 und 2,0 Litern Hubraum als Turbodiesel in den Typen A1, A3, A4 und A6, dem Sportwagen TT sowie den Geländewagen Q3 und Q5 verbaut worden.
Es gehe dabei nur um Dieselmotoren, die die Abgasnorm EU 5 erfüllen. Aktuelle Motoren, die bereits die gültige Norm EU 6 einhalten, seien wie auch bei den anderen Volkswagen-Marken nicht betroffen. Der Motor, der bei VW die interne Bezeichnung EA 189 trägt, wurde in etlichen Marken des Konzerns verwendet, etwa auch bei Skoda.
VW hatte zugegeben, Abgaswerte in den USA mit einer verbotenen Software manipuliert zu haben. Weltweit sollen bis zu elf Millionen Fahrzeuge mit dieser Software ausgestattet sein.
Drei weitere VW-Vorstände beurlaubt
Derweil sind Konzernkreisen zufolge drei weitere VW-Vorstände beurlaubt worden. Die Entwicklungschefs von Audi sowie der Marken VW Pkw und Porsche, Ulrich Hackenberg, Heinz-Jacob Neußer und Wolfgang Hatz, seien von ihren Aufgaben entbunden worden, berichteten mehrere Insider am Montag. Die Manager übernahmen damit die technische Verantwortung für die Abgas-Affäre. Reuters hatte bereits vergangene Woche über den bevorstehenden Abgang der Manager berichtet.
Am vergangenen Mittwoch war Konzernchef Martin Winterkorn zurückgetreten. Er hatte damit die politische Verantwortung für den Skandal übernommen, der den Ruf des weltweit größten Autobauers ramponiert hat. Als seinen Nachfolger bestimmte der Aufsichtsrat den bisherigen Porsche-Chef Matthias Müller. Er soll die Aufklärung vorantreiben und verlorenes Vertrauen für Volkswagen zurückgewinnen.
Kommentar: Politik steht mit am Pranger
Einem Insider zufolge wehrt sich Hackenberg gegen seine Suspendierung. Der Manager war 2007 zusammen mit Winterkorn von Audi nach Wolfsburg gewechselt. Er gilt als Erfinder des Baukastensystems, das Volkswagen derzeit bei immer mehr Marken einführt. Später kehrte Hackenberg nach Ingolstadt zurück, um Audi mit neuen Elektroautos auf die Sprünge zu helfen. Weder Audi noch VW und Porsche wollten sich zu der Beurlaubung der drei Entwicklungschefs äußern.
In USA drohen milliardenschwere Strafzahlungen
Volkswagen hatte zugegeben, Abgaswerte in den USA mit einer verbotenen Software manipuliert zu haben. Weltweit sollen bis zu elf Millionen Fahrzeuge mit dieser Software ausgestattet sein. Die VW-Aktie hatte daraufhin massiv an Wert verloren. Zeitweise büßte der Wolfsburger Konzern fast ein Viertel seines Börsenwerts ein.
Volkswagen drohen zahlreiche Schadensersatzklagen. In den USA sei eine erste Klage von Aktionären anhängig, berichtete das "Handelsblatt" in seiner Onlineausgabe. Ein Pensionsfonds aus Michigan habe diese wohl erste Aktionärsklage auf den Weg gebracht. ADR-Investoren hätten durch die Abgas-Affäre Hunderte Millionen Dollar verloren, so der Klagevorwurf. Seit Bekanntwerden des Skandals vor anderthalb Wochen hätten die ADR, ähnlich wie die Aktie, fast ein Drittel an Wert verloren. Der Fonds wolle auch andere Aktionäre vertreten und suche nach Unterstützern, berichtete die Zeitung.
VW drohen in den USA zudem milliardenschwere Strafzahlungen. In mehreren Bundesländern wurden bereits zahlreiche Klagen eingereicht. Die Anwälte argumentieren damit, dass VW die Kunden getäuscht habe. Diese hätten mehr gezahlt, um vermeintlich umweltfreundliche Autos zu fahren.
VW-Affäre belastet Dax weiterhin
Unterdessen hat der noch immer schwelende Volkswagen-Skandal dem deutschen Aktienmarkt zum Wochenauftakt Kursverluste eingebrockt. Die Autokonzerne VW, Daimler und BMW sowie der Zulieferer Continental bildeten am Montag die Schlusslichter im Dax mit minus 4 bis minus 2 Prozent.
Die im Zuge des Abgas-Skandals eingebrochene Vorzugsaktie von Volkswagen rutschte am Montag um weitere 4 Prozent ab. In der Vorwoche war sie nach dem Manipulationsskandal zeitweise um gut 41 Prozent eingeknickt, bevor sie etwas gegensteuern konnte. Börsianer halten einen Einstieg angesichts der weiter negativen Nachrichtenlage trotz des optisch günstigen Niveaus immer noch für riskant. Sie verwiesen auf Medienberichte vom Wochenende, wonach VW schon vor Jahren Kenntnis vom Einsatz rechtswidriger Software bei Abgasuntersuchungen gehabt habe. Im VW-Sog trudelten auch die Papiere der anderen Autofirmen nach unten.