Hamburg/Kopenhagen. Abendblatt exklusiv: Dänemark will Kosten senken. Kronprinz Frederik, Bürgermeister Scholz und Bahn-Chef Grube berieten über Mega-Tunnel.
Verspätung für Europas derzeit größtes Verkehrsprojekt, den Fehmarnbelt-Tunnel zwischen Rødbyhavn und Puttgarden: Er wird nach Abendblatt-Informationen voraussichtlich mehrere Jahre später fertiggestellt als bislang geplant. Infrage steht derzeit auch der bislang vorgesehene Baubeginn im Jahr 2016.
Das dänische Staatsunternehmen Femern A/S will mit der zeitlichen Streckung einerseits die Kosten eindämmen und zugleich näher an die Fertigstellung der – weit verspäteten – Landanbindungen in Deutschland heranrücken. Die neue Güterbahntrasse in Ostholstein wird frühestens im Jahr 2024 fertiggestellt sein. Femern A/S wollte den Fehmarnbelt-Tunnel ursprünglich im Jahr 2021 für den Straßen- und Schienenverkehr eröffnen. Die Baukosten, die Dänemark komplett finanziert, werden nach mehreren Korrekturen derzeit mit 7,4 Milliarden Euro veranschlagt. Femern A/S will die Preise dank der längeren Bauzeit deutlich senken. Die EU wird bis zu einem Fünftel der Kosten übernehmen.
Am Dienstagabend hatten sich im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten hochrangige Vertreter zu einem Hintergrundgespräch über das Projekt getroffen. An der Konferenz nahm unter anderem Dänemarks Kronprinz Frederik teil, der mit seiner Frau, Kronprinzessin Mary, derzeit Deutschland besucht, zudem Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube sowie die Verkehrsminister Frank Horch (parteilos) aus Hamburg und Reinhard Meyer (SPD) aus Schleswig-Holstein.
"Uns käme es durchaus entgegen, wenn es auf der dänischen Seite mit dem Fehmarnbelt-Tunnel etwas länger dauern würde“, sagte Meyer dem Hamburger Abendblatt. Auf die Frage, ob der angestrebte Baubeginn im Jahr 2016 noch gesichert sei, sagte Meyer: „Schauen wir mal.“
Gleichlautende Informationen kommen auch von anderen an dem Großprojekt Beteiligten. „Es könnte eine zeitliche Angleichung bei der Fertigstellung des Fehmarnbelt-Tunnels an die nötigen Bauarbeiten für die Landanschlüsse in Schleswig-Holstein geben“, sagte Jens-Peter Saul, der Vorstandsvorsitzende des dänischen Bauingenieurkonzerns Rambøll, der den Fehmarnbelt-Tunnel plant. „Der Vorteil an dem Prozess ist, dass nun zusammen mit den Bietern an einer Kostensenkung und der Schaffung neuer Kostenpuffer gearbeitet werden kann. “
In einer aktuellen Analyse der Deutsch-Dänischen Handelskammer in Kopenhagen heißt es: „Bei den Verhandlungen mit den Konsortien geht es jetzt darum, die Preise nach unten zu verhandeln. Dafür wird sich der Bauherr auf eine längere Bauzeit einlassen. Das ist auch in Ordnung, weil Deutschland zum ursprünglichen Eröffnungsdatum die Hinterlandanbindung nicht fertig haben wird."