Das dänische Parlament stimmte am Dienstag fast komplett für den Bau des Fehmarnbelttunnels. Es war kein Zufall, dass das Folketing das Baugesetz am selben Tag beschloss, als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Kopenhagen besuchte. Auch sie bekannte sich klar zu dem Großprojekt.
Es muss Fortschritte bei der Infrastruktur in Deutschland geben, vor allem aber auch bei grenzüberschreitenden Projekten wie dem geplanten Tunnel zwischen den Inseln Lolland und Fehmarn durch die Ostsee. Die Dänen haben den europäischen Wert dieser Verbindung längst erkannt, ihre Haltung dazu ist positiv. In Deutschland aber herrscht, wenngleich die Tunnelgegner in der Minderheit sind, derselbe Frontverlauf wie inzwischen bei fast allen Großprojekten. Ökologische Bedenken werden gegen den Fehmarnbelttunnel so vehement vorgetragen wie dessen vermeintlich fehlender Bedarf und die mögliche Entwertung der Immobilien entlang der künftigen Anbindung in Ostholstein.
Seltsam ausgeprägt sind die Widersprüche in Deutschland: Zu Hunderttausenden ziehen die Menschen in lärmende Metropolen wie Hamburg oder Berlin, je zentraler desto besser. Zu Millionen profitieren die Deutschen von ihrer derzeit erfolgreichsten Volkswirtschaft der Welt, die nicht nur eine Industrie-, sondern vor allem auch eine Logistikwirtschaft ist. Doch gegen den Ausbau von Verkehrswegen zu sein, gehört mittlerweile mehr oder weniger zum guten Ton – ob in Stuttgart, in Hamburg oder auf Fehmarn.