Kopenhagen. Parlament in Kopenhagen beschließt nötiges Baugesetz mit 92 zu acht Stimmen. Dänemark trägt die erwarteten Kosten allein.

Das dänische Parlament, das Folketing, hat am Dienstag den Bau des Fehmarnbelttunnels beschlossen. Sieben von acht Parteien stimmten mit 92 zu acht Abgeordneten für die Realisierung des derzeit größten Verkehrsinfrastrukturprojekts in der Europäischen Union. Deutschland und Dänemark hatten den Bau des rund 18 Kilometer langen Tunnels und der nötigen Landanbindungen auf deutscher Seite 2008 in einem Staatsvertrag vereinbart, den beide Länder 2009 ratifizierten. Der Bau des weltweit bislang größten Absenktunnels kann 2016 beginnen und bis 2020 abgeschlossen werden. Allerdings sind die deutschen Straßen- und Schienenanbindungen auf der Insel Fehmarn und in Ostholstein bis dahin nicht fertiggestellt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Dänemark am Dienstag besuchte, unterstützte das Großprojekt. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt am Nachmittag sagte sie: „Ich kann nicht ausschließen, dass es zu einigen Verzögerungen kommen könnte. Aber das hält uns nicht davon ab, dass wir zu dem Staatsvertrag stehen und auch alle Anstrengungen unternehmen, den Zeitplan, der damit verbunden ist, so weit wie möglich einzuhalten.“

Bei der Anbindung des Tunnels hinkt Deutschlands Planung bislang hinterher

Dänemark trägt die erwarteten Kosten von derzeit 7,4 Milliarden Euro allein, erhält jedoch eine Förderung der EU. Deutschland muss laut Staatsvertrag für die Hinterlandanbindung auf deutscher Seite aufkommen, allerdings läuft das Planfeststellungsverfahren noch. Vorher müssen mehr als 3000 Einwände gegen den Tunnelbau beantwortet werden. „Wir werden uns bemühen, diese sachgerecht, aber zügig zu beantworten“, sagte Merkel.

Der Straßen- und Eisenbahntunnel zwischen Fehmarn und der dänischen Insel Lolland könnte bis 2020, spätestens 2021 fertig sein – die Bahnanbindung in Deutschland aber voraussichtlich erst bis 2024. Weil der Anschluss zudem teurer werden soll als erwartet, hat der Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestags die Prüfung einer möglichen Neuverhandlung des Staatsvertrags beantragt. Dänemark baut seine eigenen Bahn- und Straßenverbindungen zwischen Lolland und Kopenhagen analog zum Fehmarnbelttunnel aus. So entsteht eine neue, durchgehende Verbindung zwischen Norddeutschland und Skandinavien. Kopenhagen ist durch eine Brücke mit dem schwedischen Malmö verbunden. Die Fahrzeit per Bahn zwischen Hamburg und Kopenhagen verkürzt sich um gut zwei Stunden auf dann noch zwei Stunden und 40 Minuten. Auch der Güterverkehr profitiert von der im Vergleich zur Jütlandroute um 160 Kilometer kürzeren Fahrt durch den Tunnel.

Hinter dem Großprojekt steht die deutsche Politik und weit überwiegend die Wirtschaft, dagegen sind vor allem Anrainer der künftigen Bahntrasse in Ostholstein sowie Umweltverbände.