Seit zehn Monaten steht der frühere Vorstand der HSH Nordbank mit den beiden Ex-Chefs Berger und Nonnenmacher vor Gericht. Nun hat die Staatsanwaltschaft das Wort. Mehrere Stunden lang.

Hamburg. Im Untreue-Prozess gegen frühere Vorstände der HSH Nordbank hält die Staatsanwaltschaft alle sechs Angeklagten für überführt. Allen Managern sei gemeinschaftliche Untreue in einem besonders schweren Fall nachgewiesen worden, sagte Staatsanwalt Karsten Wegerich am Mittwoch in seinem Schlussplädoyer vor dem Hamburger Landgericht. Der ehemalige Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher, der zum Zeitpunkt der umstrittenen Geschäfte Finanzvorstand war, und der damalige Kapitalmarktvorstand Joachim Friedrich seien zudem der Bilanzfälschung schuldig.

Wegerich hielt den Angeklagten zur Last, dass sie bei ihrem Vorstandsbeschluss für ein komplexes Wertpapiergeschäft unter dem Codenamen „Omega 55“ Sorgfaltspflichten verletzt hätten. Die Vorlage für den Beschluss habe erhebliche Mängel aufgewiesen, die die Vorstände zu Nachfragen hätten veranlassen müssen. Den der Bank dadurch entstandenen Schaden bezifferte der Staatsanwalt auf 52,6 Millionen Euro. Die Angeklagten hatten die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wiederholt zurückgewiesen.

„Die Angeklagten haben bedingt vorsätzlich gehandelt, weil sie sich nicht ausreichend informiert haben“, sagte Wegerich. „Die Angeklagten genehmigten im Blindflug eine Transaktion, die nicht zu einer Entlastung des Risikokapitalgeschäfts geführt hat, sondern, im Gegenteil, zu einer Belastung.“ Für die Staatsanwaltschaft sei der Eindruck entstanden, dass die Angeklagten nach marginaler Prüfung nach Frühstücksdirektorenart etwas unterzeichnet haben, ohne zu verstehen, was sie unterzeichnen.

Mit der Omega-Transaktion hatte die HSH Nordbank vor sechs Jahren ihr Kapitalpolster aufhübschen wollen, um für Anleger attraktiv zu werden. Doch damit holte sie sich Risiken ins Haus, die sie beinahe in die Pleite getrieben hätten. Hamburg und Schleswig-Holstein mussten die Landesbank mit einem 13 Milliarden Euro schweren Rettungspaket vor dem Aus retten. Unter den Kosten für den Rettungsschirm leidet die Bank noch heute.

Die Staatsanwaltschaft wollte ihr Plädoyer nach einer Pause am Nachmittag fortsetzen. Dann werden auch die Strafforderungen für die insgesamt sechs angeklagten ehemaligen Bankmanager erwartet. Die Verteidigung soll in der kommenden Woche mit ihren Plädoyers beginnen. Mit einem Urteil wird Mitte Juli gerechnet.