Dirk Jens Nonnenmacher: Rechtsabteilung war für umstrittene „Omega 55“-Transaktion zuständig. Einen möglichen Schaden für die Bank habe er „nicht erkennen können und nicht erkannt und schon gar nicht beabsichtigt.“

Hamburg. Fast zehn Monate nach seinem Beginn steuert der Prozess gegen den früheren Vorstand der HSH Nordbank nun auf sein Ende zu. Am nächsten Verhandlungstag, dem 28. Mai, könnte es zum Plädoyer der Staatsanwaltschaft kommen, anschließend ist die Verteidigung an der Reihe. Ein Urteil könnte Anfang Juli gesprochen werden. Den 57. Verhandlungstag nutzte der ehemalige Vorstandschef der Bank, Dirk Jens Nonnenmacher, um sich erneut zu den Vorwürfen der Untreue zu äußern. Bei einem komplizierten Finanzgeschäft mit Namen „Omega 55“ sei er „weder in Vorbereitung, Ausgestaltung noch an der Umsetzung beteiligt gewesen“, betonte der 50-Jährige.

Einen möglichen Schaden für die Bank habe er „nicht erkennen können und nicht erkannt und schon gar nicht beabsichtigt“, sagte Nonnenmacher weiter. Sein Ziel sei es gewesen, die Bank „zukunftssicher aufzustellen“. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Vorstandschef und fünf weiteren Angeklagten in dem Prozess vor dem Landgericht Untreue in besonders schwerem Fall vor. Sie sollen mit dem aufwendigen Finanzgeschäft mit dem Codenamen „Omega 55“ im Dezember 2007 der HSH Nordbank einen Schaden von rund 158 Millionen Euro zugefügt haben. Vor einem geplanten Börsengang hätten die Vorstände die Bilanz aufpolieren wollen. Doch auf der Grundlage ihrer Unterlagen hätten sie die Chancen und Risiken des Geschäfts nicht ausreichend prüfen können und damit ihre Pflichten verletzt, heißt es in der Anklage.

Nonnenmacher führte in seiner vorbereiteten und flüssig vorgetragenen Erklärung weiter aus, die gesamte beabsichtigte Transaktion mit einem Volumen von rund zwei Milliarden Euro habe sich „nicht in ungewöhnlicher Größenordnung“ bewegt, bezogen auf die üblichen Geschäfte der Bank. Diese habe sonst auch deutlich größere Transaktionen vorgenommen. Zudem sei nach seiner Überzeugung die Rechtsabteilung im Wesentlichen für „Omega 55“ zuständig gewesen. Er habe keine Zweifel an deren Kompetenz gehabt. Sie habe eine „hervorragende Sachkunde“ gehabt. Ein „positives Votum“ der Rechtsabteilung habe vorgelegen. Die entlastende Wirkung der Transaktion sei ihm gegenüber nie infrage gestellt worden.

Schon einmal, Anfang September, hatte der frühere Vorstandschef zu den Vorwürfen Stellung genommen. Auch damals hatte er betont, in die Planung und Umsetzung der umstrittenen Transaktion nicht eingebunden gewesen zu sein. Der Vorwurf der Untreue gegen ihn sei „absurd“, der Staatsanwaltschaft warf er „Voreingenommenheit“ vor. Fragen der Anklagebehörde werde er nicht beantworten. Am Montag nun schloss er seine Ausführungen mit den Worten: „Wenn das hohe Gericht“ noch Fragen habe, „werde ich diese entgegennehmen.“ Ob es solche geben wird, ließ die Kammer vorerst offen. Doch die Staatsanwaltschaft meinte, dass es zu den wirtschaftlichen Verhältnissen von Nonnenmacher bislang nur „sehr rudimentäre Angaben“ gegeben habe. Der Prozess wird fortgesetzt.