Die Handelsflotte schrumpfte um 148 auf 3523 Schiffe. Aber im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt sei Deutschland von Insolvenzen ganzer Reedereien weitgehend verschont geblieben.
Hamburg. Die deutsche Schifffahrt hat sich im sechsten Jahr der Krise behauptet und hofft auf bessere Zeiten. Zwar schrumpfte die deutsche Handelsflotte seit Beginn des Jahres um 148 auf 3523 Schiffe, wie der Verband Deutscher Reeder (VDR) am Freitag in Hamburg mitteilte. Im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt sei Deutschland aber von Insolvenzen ganzer Reedereien bislang weitgehend verschont geblieben.
Kleine und mittlere Betriebe hätten Aktivitäten zusammengelegt, neue Finanzierungspartner gewonnen und zusätzliche Finanzquellen erschlossen, etwa über Anleihen. Die Hoffnung der Reeder richtet sich nun auf das Jahr 2015. Dann sollen Angebot und Nachfrage auf den weltweiten Frachtmärkten wieder annähernd in ein Gleichgewicht kommen.
Von der Krise betroffen sind vor allem die Charterreedereien, die den Großteil der Flotte ausmachen. Sie verchartern ihre Schiffe an die großen Linienreedereien wie Maersk oder Hapag-Lloyd. Läuft ein Vertrag aus, finden viele Charterreeder nur schwer einen neuen Mieter für ihr Schiff. Wegen Überkapazitäten und wegen eines ruinösen Konkurrenzkampfes der Reedereien sind die Fracht- und Charterraten zu niedrig, um Gewinne zu erzielen.
Viele Charterreeder können noch nicht einmal ihre Betriebskosten decken und Zins und Tilgung nicht mehr bezahlen. Deshalb kommt es vermehrt zu Insolvenzen kleinerer Reedereien und Zwangsverkäufen. Die gesamte Branche steht unter Konsolidierungsdruck.
Zudem müssen die Schifffahrtsunternehmen mit hohen Brennstoffkosten zurechtkommen und sich auf verschärfte Umweltanforderungen in wichtigen Fahrtgebieten vorbereiten. Notwendige Investitionen können die Reedereien kaum vornehmen, weil sie von den Banken dafür keine Kredite erhalten.