Deutschlands größte Reederei hat Pläne zur Zusammenarbeit mit Chilenischer Schifffahrtsgesellschaft bestätigt. Anteilseigner TUI begrüßt die Gespräche. Der größte Einzelaktionär, die Stadt Hamburg schweigt aber.
Hamburg Der Druck war wohl zu groß. Noch am Vortag hatte Hapag-Lloyd jeden Kommentar abgelehnt. Am frühen Donnerstagmorgen gab Deutschlands größte Reederei dann offiziell bekannt, mit der chilenischen Reederei Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV) zu verhandeln. „Hapag-Lloyd und CSAV führen derzeit Gespräche, ob eine mögliche Kombination des Geschäfts oder eine andere Form der Zusammenarbeit im beiderseitigen Interesse ist“, hieß es in einem knappen Vierzeiler. Es seien noch keinerlei schriftliche Vereinbarungen oder Absichtserklärungen hierzu unterzeichnet. Damit bestätigte die Hamburger Reederei einen Bericht des Abendblatts, wonach es Verhandlungen über einen Zusammenschluss gibt, diese aber noch in einer Frühphase sind.
Ziel von Hapag-Lloyd ist es, in der unter Überkapazitäten und hohen Treibstoffkosten leidenden Branche durch den gemeinsamen Einsatz von Schiffen die Kosten zu senken, und vor allem höhere Frachtraten durchzusetzen. Durch den Zusammenschluss der weltgrößten Reedereien Maersk, MSC und CMA CGM zur sogenannten Allianz P3 gerät die Linienreederei unter Druck, nicht zuletzt weil sich die Fahrtgebiete zwischen Asien und Europa überschneiden.
CSAV ist für Hapag-Lloyd vor allem wegen des Südamerikageschäfts interessant, in dem auch Hamburg Süd stark engagiert ist. Fusionsgespräche mit der Reederei des Oetker-Konzerns, Hamburg Süd, waren jedoch vor acht Monaten gescheitert.
Firmenkreisen zufolge will Hapag-Lloyd das Containergeschäft von CSAV übernehmen. Neben Containern transportiert die CSAV auch Stückgut, gekühlte und gefrorene Produkte sowie Autos und Holz. Die Reederei ist aber in der Schifffahrtskrise in Schieflage geraten und musste von ihren Anteilseignern finanziell gestützt werden.
2010 hatte CSAV massiv Transportkapazitäten aufgebaut, die in den Folgejahren nicht genutzt werden konnten. Das Schifffahrtsunternehmen befindet sich noch immer in einer Phase der Konsolidierung und hat in den ersten neuen Monaten 2013 einen Vorsteuerverlust von 115 Millionen Euro eingefahren. Die Hapag-Lloyd-Containerschiffflotte ist mit einer Kapazität von etwa 730.000 Standardcontainern (TEU) die derzeit sechstgrößte der Welt. CSAV belegt in der Rangliste der Containerreedereien mit 261.000 TEU den 20. Platz. Zusammen brächten es die beiden Unternehmen auf rund eine Million Standardcontainern und würden damit Rang vier belegen.
Unklar ist, wie sich ein Zusammenschluss auf die Börsenpläne für Hapag-Lloyd auswirken würde. Der noch mit 22 Prozent an der Hamburger Containerreederei beteiligte Reisekonzern TUI aus Hannover begrüßte die Gespräche mit CSAV. Gleichzeitig solle die Option eines Börsengangs weiterverfolgt werden, sagte eine Sprecherin. TUI hat das Recht, seinen Anteil bis Ende 2014 an die Börse zu bringen oder an Dritte zu verkaufen. Auch Hamburg ist für einen Börsengang. Dieser solle in Angriff genommen werden, sobald dies unter wirtschaftlich vernünftigen Bedingungen möglich sei, hatte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) gesagt. Die Hansestadt ist mit 37 Prozent größter Hapag-Lloyd-Eigner. Zu den Verhandlungen mit CSAV schweigt sie: „Es ist bekannt, dass wir immer daran interessiert sind, Hapag-Lloyd im Wettbewerb zu stärken, aber zu den konkreten Gesprächen nehmen wir keine Stellung“, sagte ein Sprecher der Finanzbehörde.
Ob und wann es zu einem Vertrag zwischen den beiden Betrieben kommt, ist unklar. Ein Ergebnis wird im Frühjahr 2014 erwartet.