Die Wirtschaftsinstitute erwarten für 2013 ein leichtes Wachstum. Euro-Krise lässt Konjunktur Ende 2012 aber vorab schrumpfen.

München. Die deutsche Wirtschaft soll nach einer kräftigen Delle im Winter nächstes Jahr allmählich wieder Fahrt aufnehmen. Wegen des schwachen Starts rechnen das Ifo-Institut und das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) 2013 zwar nur mit 0,7 Prozent Wachstum. Aber mit dem Rückgang der Produktion im laufenden Quartal sei die Talsohle erreicht, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Donnerstag in München. Die Rezession in der Eurozone bremse zwar, aber der Export nach Asien und Amerika, der private Konsum und die Investitionen in Deutschland sollten ab Sommer 2013 spürbar zulegen und zu einem neuen Aufschwung führen.

Auch der deutsche Maschinen- und Anlagenbau zeigt sich optimistisch für 2013. Die Schlüsselindustrie werde den diesjährigen Rekord-Produktionswert von 196 Milliarden Euro um zwei Prozent übertreffen, kündigte Verbandspräsident Thomas Lindner am Donnerstag in Frankfurt an.

„Natürlich können wir nicht die Ohren verschließen vor den Molltönen, die uns aus den wichtigen Kundenbranchen erreichen“, sagte er. Aber er erwarte eine Erholung in Europa, „und wir sind voller Zuversicht, dass sich der Nachfragestau in wichtigen Märkten, namentlich in China, auflöst.“ Auch das Wachstum in den USA werde sich fortsetzen.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland dürfte von 2,90 Millionen um 60 000 auf 2,96 Millionen steigen, sagte Ifo-Präsident Sinn. „Die Zunahme der Arbeitsplätze ist beendet, aber wir müssen jetzt auch keinen Arbeitsplatzabbau befürchten.“ Die Inflation werde von 2,0 auf 1,6 Prozent fallen.

Süd- und Westeuropa litten weiterhin unter Rezession und hoher Arbeitslosigkeit. „Es ist schon bemerkenswert, dass sich Deutschland von diesem Krisentrend absetzen kann“, sagte Sinn. Eurokrise, globale Wirtschaftsschwäche und der Einbruch der Investitionen ließen die deutsche Wirtschaft im laufenden Quartal zwar um 0,3 Prozent schrumpfen. „Es sieht aber nur nach einer Delle in der Konjunkturentwicklung aus“, betonte Sinn. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen für das nächste halbe Jahr seien wieder gestiegen.

Beschäftigung, privater und staatlicher Konsum seien robust, auch der Wohnungsbau stütze, sagte Sinn. Schon im ersten Quartal 2013 werde die Wirtschaft mit 0,2 Prozent Wachstum wieder auf Erholungskurs gehen. Der Export in die Länder außerhalb der Eurozone, der inzwischen fast zwei Drittel der Ausfuhren ausmache, werde im Jahresverlauf kräftig anziehen und auch die Investitionen in Deutschland wieder ankurbeln.

Vor allem in den Schwellenländern gehe die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs, sagte Sinn. China dürfte um 9 Prozent zulegen, auch die USA sollten zur Jahresmitte wieder auf Trab kommen. Die Weltwirtschaft dürfte nächstes Jahr um 3,3 Prozent wachsen.

Mit ihren Prognose sind Ifo-Institut und IWH optimistischer als das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) und die Bundesbank, die für 2013 zwischen 0,3 und 0,5 Prozent Wachstum erwarten. Ifo-Konjunkturexperte Kai Carstensen erklärte: „Die gehen von einer längeren Winterflaute aus als wir.“ Wegen der Unsicherheiten vor allem über die Eurokrise wäre eine Prognose mit einer großen Spanne, die von einem Wirtschaftsrückgang um 0,6 Prozent bis zu einem Wachstum von 2,0 Prozent reiche, am besten.

Auch die Europäischen Zentralbank (EZB) verwies auf die Konjunkturrisiken. Die Schuldenkrise in Europa sowie Probleme der USA könnten „die Stimmung möglicherweise länger als derzeit angenommen eintrüben und die Erholung bei privaten Investitionen, Beschäftigung und Konsum weiter verzögern“, schreiben die Währungshüter im Dezember-Bericht. Erst im Laufe des nächsten Jahres sei mit einer allmählichen Erholung zu rechnen.