Die Experten vom HWWI, ZEW und RWI haben ihre Erwartungen gesenkt. Erst im Frühjahr nimmt Konjunktur langsam wieder Fahrt auf.
Hamburg/Berlin. Die Wirtschaftsexperten vom Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) und vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) haben am Dienstag ihre Konjunkturerwartungen für Deutschland veröffentlicht.
Nach der Prognose des HWWI in Hamburg wird die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr um ein halbes Prozent wachsen. Im laufenden Quartal sei sogar mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung zu rechnen, ehe sich die Konjunktur im kommenden Jahr wieder belebe und auf einen moderaten Wachstumspfad zurückkehre, hieß es in einer Mitteilung des HWWI vom Dienstag.
Für das laufende Jahr beziffern die Hamburger Forscher das Wachstum auf 0,75 Prozent. Die Risiken für eine ungünstigere Entwicklung blieben jedoch erheblich angesichts der Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Eurokrise, der Fiskalprobleme in den USA und der Spannungen in Nahost.
RWI: Spürbar schwächere Wirtschaftsentwicklung
Auch das RWI hat seine Erwartungen an die deutsche Konjunktur gesenkt. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2013 nur noch um 0,3 Prozent wachsen, wie das RWI in Essen prognostizierte. Im September war das Institut noch von 1,0 Prozent Wachstum ausgegangen. Für das zu Ende gehende Jahr rechnet das Wirtschaftsforschungsinstitut mit einem Plus von 0,7 Prozent.
Die schwächere Entwicklung sei darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen zuletzt viel weniger investiert hätten als erwartet. Zudem legten die Exporte aufgrund der wirtschaftlichen Schwäche im Euroraum voraussichtlich nur verhalten zu. Das RWI rechnet außerdem damit, dass die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2013 um 0,2 Prozentpunkte auf 7,0 Prozent zunehmen wird.
Finanzprofis erwarten bessere Konjunktur
Im Gegensatz dazu hat sich das Vertrauen der Finanzprofis in die deutsche Wirtschaft überraschend deutlich gefestigt. Das ZEW-Barometer für die Entwicklung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten kletterte im Dezember auf plus 6,9 von minus 15,7 Punkten, wie das ZEW in Mannheim zu seiner Umfrage unter Analysten und Anlegern mitteilte. Das ist der beste Wert seit Mai.
Ökonomen hatten im Schnitt mit einer Verbesserung auf minus 12,0 Punkte gerechnet. „Zwar wird die Abkühlung der Konjunktur der letzten Monate auch in das Jahr 2013 hineinreichen, jedoch bleibt Deutschland nach derzeitigem Stand der Dinge eine Rezession erspart“, sagte ZEW-Chef Wolfgang Franz. Bedingung hierfür sei aber, dass sich die Euro-Krise nicht noch einmal verschärfe.
Die Lage bewerteten die Experten ebenfalls besser als im Vormonat: Dieses Barometer stieg auf 5,7 von 5,4 Punkten. Ökonomen hatten 5,0 Zähler vorausgesagt.
Die Bundesbank sagt der deutschen Wirtschaft für Ende 2012 ein leichtes Schrumpfen voraus und erwartet im ersten Quartal eine Stagnation. Auch für das Gesamtjahr 2013 erwarten die Notenbanker nur einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 0,4 Prozent. Die Bundesregierung hingegen rechnet mit einem Plus von einem Prozent.
Bundesregierung: Konjunktur gewinnt erst im Frühjahr an Fahrt
Die deutsche Wirtschaft kommt der Bundesregierung zufolge erst ab Frühjahr 2013 wieder langsam in Fahrt. Stimmungsindikatoren wie der Ifo-Index und die ZEW-Konjunkturerwartungen deuteten darauf hin, „dass die Schwächephase nach dem Winterhalbjahr allmählich überwunden wird“, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Monatsbericht des Bundeswirtschaftsministeriums.
Im vierten Quartal droht demnach eine Stagnation. „Das schwierigere internationale Umfeld belastet die deutsche Konjunktur.“ Dadurch werde sich die Wirtschaft „im Schlussquartal weiter abschwächen“. Bereits im dritten Quartal hatte es nur noch zu einem Mini-Plus von 0,2 Prozent gereicht. „Belastend wirken vor allem die geringe Investitionsbereitschaft und die schwache Entwicklung der Industrieproduktion“, schrieb das Ministerium. „Auch das Exportwachstum verlor an Schwung.“ Der private Konsum stütze dagegen die Wirtschaft.
Der Arbeitsmarkt sei trotzdem noch in „guter Verfassung“. „Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ist zwar zurückhaltender geworden, die Zugänge an gemeldeten Arbeitsstellen bewegen sich aber immer noch auf hohem Niveau“, hieß es. Auch bei konjunktureller Kurzarbeit sei bislang keine außergewöhnliche Zunahme zu verzeichnen.