Der Chef der Deutschen Bank beschwerte sich nach Steuerrazzia beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier über den Einsatz.

Frankfurt/Main. Nach der Razzia bei der Deutschen Bank gerät Co-Chef Jürgen Fitschen in der Politik immer stärker unter Druck. „Der Fisch stinkt vom Kopf her. Das gilt auch für die Vorstandsetage der Deutschen Bank“, sagte Grünen-Chef Jürgen Trittin dem Magazin „Der Spiegel“. Die Verwicklung in die Steueraffäre droht für Fitschen zu einer großen Belastung zu werden: Als eine Art „Außenminister“ der Deutschen Bank und als künftiger Präsident des Bankenverbands BdB ist er auf gute Beziehungen zum politischen Berlin angewiesen.

Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause gehören zu den 25 Mitarbeitern der Bank, gegen die in der Affäre um Steuerbetrug im Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten ermittelt wird. Am Mittwoch hatten rund 500 Polizisten und Steuerfahnder die Frankfurter Zentrale der Bank durchsucht. Dem „Spiegel“ zufolge beschwerte sich Fitschen in einem Anruf beim hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier über den massiven Einsatz. Es habe einen verheerende Wirkung auf das Außenbild der Bank, wenn Bilder und Berichte von bewaffneten Polizisten in dem Geldhaus um die Welt gingen. Bouffier habe ihm geantwortet, es sei aus seiner Sicht Aufgabe der Staatsanwaltschaft, den Umfang und Details solcher Einsätze festzulegen, da könne er sich nicht einmischen.

Ein Sprecher der Deutschen Bank bestätigte am Sonntag, dass Fitschen vergangene Woche mit Bouffier telefoniert hat. Zum Inhalt des Gesprächs wollte er keine Angaben machen.

Vier Angestellte sitzen seit der Razzia wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Vertuschung in Haft. Finanzkreisen zufolge wird einigen von ihnen vorgeworfen, E-Mails zu den fraglichen Geschäften gelöscht zu haben, um sie den Ermittlern vorzuenthalten.

Fitschen und Krause sind nach Angaben der Bank ins Visier der Ermittler geraten, weil sie die Umsatzsteuererklärung für 2009 unterschrieben hatten. Darin hatte das Institut 310 Millionen Euro Steuererstattungen geltend gemacht, die es nur wegen der Betrügereien beanspruchen konnte. Die Bank hatte die Erklärung später zwar korrigiert und auf die Ansprüche „vorläufig verzichtet“ - nach Ansicht der Ermittler kam dieser Schritt aber zu spät.

Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, hat sich angesichts der Ermittlungen gegen die Deutsche Bank für eine Aufspaltung großer Geldhäuser ausgesprochen. „Mit zunehmender Größe wird es offensichtlich schwieriger, Bankkonzerne unter Kontrolle zu behalten“, sagte Fahrenschon der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“. Es müsse nach Möglichkeiten gesucht werden, unkontrolliertes Wachstum zu verhindern. Vorschläge, etwa das Investmentbanking und das Kundengeschäft innerhalb der Bank zu trennen, seien in der täglichen Praxis unrealistisch. „Deshalb gibt es für große Geldhäuser wie zum Beispiel die Deutsche Bank in Frankfurt nur eine Möglichkeit: aufspalten und kleiner werden.“