Viele Verbraucher beziehen immer noch Strom zu teuren Tarifen. 2013 werden zudem 614 Anbieter ihre Preise um rund zwölf Prozent erhöhen.

Bonn. Mit Blick auf die anstehenden Preiserhöhungen der Stromanbieter im kommenden Jahr rät die Bundesnetzagentur allen Verbrauchern, die Preise der Anbieter zu vergleichen und nach Möglichkeit auch zu wechseln.

Die Kunden sollten „prüfen, ob nicht günstigere Angebote verfügbar sind“, sagte der Präsident der Aufsichtsbehörde, Jochen Homann, am Dienstag in Bonn.

Er beklagte, nach wie vor verharrten knapp 40 Prozent aller Haushaltskunden in der Grundversorgung ihres traditionellen Anbieters. Dabei sei dies nach wie vor die teuerste Art, Strom zu beziehen. Auch der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, forderte die Verbraucher auf, von den Wechselmöglichkeiten mehr Gebrauch zu machen, „einerseits um Geld zu sparen, andererseits aber auch, um den Wettbewerbsdruck auf die Versorger zu erhöhen“.

Nach einer Marktübersicht des Verbraucherportals Verivox werden zum Jahreswechsel 614 Stromversorger in Deutschland ihre Preise erhöhen – durchschnittlich um zwölf Prozent. Für einen Musterhaushalt mit einem Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden bedeute dies eine zusätzliche Belastung von rund 120 Euro pro Jahr.

Dass es hier noch beträchtliche Einsparpotenziale gibt, zeigt der gemeinsam von den Aufsichtsbehörden vorgelegte „Monitoringbericht 2012“. Danach beziehen nach wie vor gut vier von fünf Haushaltskunden ihren Strom vom regionalen Grundversorger. Fast die Hälfte von ihnen zahlt sogar noch den besonders teueren Grundversorgungstarif.

Doch nimmt der Wettbewerb allmählich an Fahrt auf. Im vergangenen Jahr wechselten dem Bericht zufolge 3,8 Millionen Endverbraucher den Stromlieferanten, 27 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Über 1,2 Millionen Kunden wechselten den Gaslieferanten, ein Plus von rund 40 Prozent.

Auch nach der Stilllegung von acht alten Kernkraftwerken im Zuge der Energiewende erwies sich das deutsche Stromnetz 2011 dem „Monitoringbericht“ zufolge mit einer durchschnittlichen Unterbrechungsdauer von 15,3 Minuten pro Kunde im Jahr als sehr zuverlässig. Dieser Wert liegt nur geringfügig über dem Vorjahr und unter dem langjährigen Mittel.

Doch stieg die Zahl der kritischen Netzsituationen deutlich, in denen zur Stabilisierung des Netzes Kraftwerke unplanmäßig abgeschaltet oder angeworfen werden mussten. Für Homann und Mundt ist dies ein Warnsignal. „Es besteht ein hoher Bedarf für den Ausbau des Stromleitungsnetzes, vor allem des Übertragungsnetzes. Gemessen an dem starken Zubau der erneuerbaren Energien schreitet der Netzausbau nur äußerst langsam voran, wichtige Netzausbauprojekte haben erheblichen Zeitverzug“, warnten sie im Vorwort des „Monitoringberichts“.