Die EU-Finanzminister und der IWF finden keinen gemeinsamen Weg. Die Konsequenzen für Athen und die Geldgeber im Überblick.
Frankfurt/Main. Der Sorgen-Staat der Eurozone Griechenland muss sich weiter gedulden, denn die internationalen Geldgeber konnten sich zum wiederholten Mal nicht auf ein Rettungspaket einigen. In der Nacht zum Mittwoch war die Freigabe zusätzlicher Finanzhilfen für das von der Pleite bedrohte Land gescheitert.
Das Treffen der Euro-Finanzminister, an dem auch IWF-Chefin Christine Lagarde teilnahm, wurde ohne Ergebnis vertagt. Am Montag (26. November) wollen sich Eurogruppe und Internationaler Währungsfonds (IWF) erneut beraten. Warum ist die Lösung so problematisch, welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Abbruch der Verhandlungen – wichtige Fragen und Antworten im Überblick.
Was macht die Griechenland-Rettung so schwierig?
Zwischen den Geldgebern gibt es Streit, auch darüber, wie die erneut aus dem Ruder gelaufene Staatsverschuldung Athens reduziert werden kann. Der ursprüngliche Plan, das Verhältnis von Schuldenstand und Wirtschaftsleistung bis zum Jahr 2020 auf 120 Prozent zu drücken, gilt als gescheitert. Der IWF fordert deshalb einen Forderungsverzicht öffentlicher Gläubiger. Nicht zuletzt Deutschland lehnt dies ab.
Aktuell geht es um die Frage, wie das Finanzloch Athens bis 2014 gestopft werden kann. Weil damit die Probleme nicht dauerhaft gelöst sind, beharrt der IWF aber auf einer nachhaltigen Lösung. Die Situation scheint verfahren zu sein, so dass schlimmstenfalls ein Ausstieg des IWF aus der Griechenland-Rettung droht. Dann müssten die Euroländer einspringen.
Was sind die Folgen der gescheiterten Gespräche?
Sowohl für Griechenland als auch für die Geldgeber ergeben sich keine unmittelbaren Konsequenzen. Allerdings sorgt die Vertagung für Verunsicherung, schließlich ist Athen nur die Spitze des Eisbergs in der Schuldenkrise. Dies hat die jüngste Bonitätsabstufung Frankreichs durch die Ratingagentur Moody’s vor Augen geführt.
Damit rückt Europas zweitgrößte Volkswirtschaft und ein wichtiger Stützpfeiler in der Euro-Rettung immer mehr ins Visier. Darüber hinaus bedeutet die Hängepartie einen Rückschlag für Griechenlands Regierung. Denn Athen hatte erst vor kurzem die Voraussetzungen für eine Freigabe der Hilfen geschaffen – ein innenpolitischer Kraftakt, der von großen politischen und sozialen Spannungen begleitet ist.
Um was geht es konkret?
Griechenland wartet seit Juni auf die Auszahlung weiterer Finanzhilfen aus dem zweiten Hilfspaket, das sich auf 130 Milliarden Euro beläuft. Die ausstehende Teilzahlung beträgt 31,5 Milliarden Euro. Bis zum Jahresende sollte eigentlich zusätzliches Geld fließen, so dass sich eine Summe von insgesamt von fast 45 Milliarden Euro ergibt.
Athen benötigt das Geld dringend, um fällige Schulden begleichen zu können. Bisher hat sich das Land durch die Ausgabe kurzlaufender Anleihen über Wasser halten können und die Staatspleite verhindert. Sollten sich IWF und Eurogruppe nicht bald einigen, droht in wenigen Wochen die Zahlungsunfähigkeit, weil dann kurzfristige Schulden fällig werden.