Die HSH Nordbank muss nach ihrer tiefen Krise schrumpfen und wieder Boden unter den Füßen finden. Die Bedingungen dafür sind nicht gut.

Hamburg. Die Krise der Schifffahrtsbranche macht der HSH Nordbank zu schaffen: Das Institut, im Besitz der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, hat das zweite Quartal des Jahres mit einem Verlust abgeschlossen. Unter dem Strich weist das Institut von April bis Juni einen Fehlbetrag von 58 Millionen Euro aus, teilte die HSH Nordbank am Freitag in Hamburg mit.

Im ersten Quartal hatte die Bank noch 128 Millionen Euro Gewinn gemacht, so dass für das Halbjahr immer noch ein Plus von 70 Millionen Euro bleibt, nach 338 Millionen Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Anders als noch im Mai ist der Vorstand sich nicht sicher, ob am Ende des Jahres ein Gewinn stehen wird. Dazu seien die Rahmenbedingungen zu ungewiss.

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„Wir hatten die Prognose an die Bedingung geknüpft, dass sich die Lage in der internationalen Schifffahrt nicht weiter verschärft“, sagte Vorstandschef Paul Lerbinger . Genau dieser Fall sei jedoch eingetreten. Die Bank rechne erst am Ende des kommenden Jahres mit dem Tiefpunkt der Schifffahrtskrise – dann sollten sich Fracht- und Charterraten und die Schiffspreise langsam wieder erholen.

Mehr als 20 Prozent des Geschäfts der HSH Nordbank stecken in Schiffskrediten, rund 36 Milliarden Euro. Deshalb musste sie die Risikovorsorge kräftig erhöhen. Dazu kommt, dass die Schiffskredite in Dollar vergeben sind und der Dollar immer teurer wird. Das erhöht das Risiko nochmals und belastet die Bank zusätzlich.

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Der Umbau der Landesbank zu einer eher regional orientierten „Bank der Unternehmer“ geht unterdessen weiter und macht nach Lerbingers Einschätzung gute Fortschritte. So sei im ersten Halbjahr Neugeschäft über 2,9 Milliarden Euro abgeschlossen worden, das allerdings erst später auch Erträge abwerfen wird. „Die HSH Nordbank steht zu ihrer Verantwortung für die Kreditversorgung der regionalen Wirtschaft, auch in schwierigen Zeiten“, sagte der Bankchef.

Im Gegensatz zur Commerzbank will sich die HSH Nordbank auch nicht aus dem Geschäft mit der Schiffsfinanzierung zurückziehen. „Wir sind fest entschlossen, uns durch die temporären Erschwernisse in unserem Umfeld nicht einen Millimeter von unserem Weg abbringen zu lassen“, erklärte Lerbinger.

Die HSH Nordbank hatte im Zuge der Finanzkrise Milliarden verloren und war durch die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein gerettet worden. Noch immer stützt sich die Bank auf Ländergarantien von sieben Milliarden Euro, die wie Eigenkapital wirken. Tatsächlich belastet werden die Haushalte der beiden Bundesländer dadurch bislang nicht. Die Bank zahlt im Gegenteil jährlich 280 Millionen Euro für die Garantien. Sie werden erst wirksam, wenn die echten Verluste der Bank 3,2 Milliarden Euro übersteigen. Gegenwärtig sind es 233 Millionen Euro. Die rechnerische Wahrscheinlichkeit, dass die Bank Garantieleistungen der Länder in Anspruch nehmen muss, liegt bei 41 Prozent.