Klimaschutz gebe es nicht zum Nulltarif. Stellenabbau bei Vattenfall Europe ist nicht auszuschließen. In Hamburg zunächst stabile Preise.
München. Der Chef des schwedischen Staatskonzerns Vattenfall Europe, Tuomo Hatakka, erwartet höhere Strompreise in Deutschland . “Momentan rechne ich eher mit steigenden Preisen“, sagte Hatakka in der “Süddeutschen Zeitung“. Dies hänge aber von vielen Faktoren ab, die er nur bedingt beeinflussen könne, zum Beispiel von der Förderung der erneuerbaren Energien. Die sei sehr wichtig, aber den Klimaschutz gebe es nicht zum Nulltarif. Die Kosten für die Einspeisung erneuerbarer Energien stiegen rasant. Auch Emissionszertifikate für den Klimaschutz und die notwendigen Investitionen in intelligente Netze für den Transport erneuerbarer Energien würden teurer.
Stabile Preise in Hamburg
In Hamburg sollen die Strompreise bei Vattenfall aber vorerst nicht erhöht werden. Sie sind bis zum Ende des Jahres festgeschrieben.
Für sein Unternehmen kündigte Hatakka einen Sparkurs an. In der Wirtschaftskrise seien die Börsenpreise für Strom rapide gefallen. “Wir müssen jetzt für die nächsten zwei oder drei Jahre tatsächlich vor allem eins tun: sparen.“ Er könne daher einen Stellenabbau bei Vattenfall Europe nicht ausschließen, sagte Hatakka. Darüber werde in den nächsten drei bis sechs Monaten entschieden. In Deutschland sollen schon den bisherigen Sparplänen 1500 der 20.000 Stellen zum Opfer fallen
Hatakka äußerte sich enttäuscht über die Bundesregierung beim Thema Abscheidung und Lagerung von Kohlendioxid (CCS). Auf die Frage “Von der Bundesregierung bekommen Sie wenig Unterstützung“ sagte er: “Den Eindruck kann man gewinnen, trotzdem glaube ich noch immer daran, dass wir ein handhabbares CCS-Gesetz bekommen werden.“ Er hoffe darauf, dass diese Technik zum Exportschlager werde. “Als Finne bin ich überrascht von der Technologieskepsis in Deutschland. Deshalb hakt es überall an Genehmigungen und Akzeptanz. Das ist enttäuschend.“ Das betreffe nicht nur das Bahnprojekt “Stuttgart 21“, sondern auch Windparks, Kraftwerke und den Ausbau der Hochspannungsleitungen. “Genehmigungsprozesse sind unglaublich kompliziert und ziehen sich oft über Jahre hin.“
International werde sich der Konzern auf Schweden, Deutschland und die Niederlande konzentrieren. Außerhalb davon würden Geschäfte abgestoßen, zum Beispiel in Polen, sagte Hatakka. Vattenfall hatte erst von wenigen Jahren seine Geschäfte in Deutschland und Polen in der Holding Vattenfall Europe mit Sitz in Berlin zusammengelegt. Nach der Ankunft des neuen Konzernchefs Öystein Löseth werden die Länderstrukturen zerschlagen und der Konzern nach Sparten organisiert. Hatakka soll dabei für die Stromerzeugung zuständig werden.