Es ist da: iErfinder Steve Jobs hat sein neues Baby, das iPhone 4, vorgestellt. Es soll den wachsenden Erfolg der Google-Phones eindämmen.
San Francisco. Bei der Vorstellung des ersten iPhones im Januar 2007 saß Google-Chef Eric Schmidt noch als Ehrengast in der ersten Reihe des Moscone Centers in San Francisco. Als Mitglied des Apple-Aufsichtsrats konnte Schmidt damals bereits absehen, wie Apple- Chef Steve Jobs mit seinem neuartigen Smartphone die Mobilfunkbranche durcheinanderwirbeln sollte. Gut drei Jahre später ist aus dem Verbündeten Google klar der Apple-Wettbewerber Nummer eins geworden - noch vor Microsoft, Nokia und RIM.
Eine ganze Armada von Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android ist angetreten, die Marktführerschaft im Mobilfunkmarkt zu erobern. Apple will sich diesem Vormarsch mit einem runderneuerten iPhone 4 in den Weg stellen. Das neue Apple-Handy wurde am Montag auf dem Entwicklerkongress WWDC angekündigt und soll am 24. Juni auch in Deutschland in die Läden kommen.
Das neue Apple-Smartphone ist schneller als seine Vorgänger, hält länger durch und brilliert mit einem neuartigen Bildschirm, der Texte auf dem Display wie gedruckt erscheinen lässt. Ein eingebautes Kreiselinstrument erkennt die Lage des Handys im Raum und eröffnet Programmierern von Spielen ganz neue Optionen.
Das iPhone 4 sieht aus wie der Prototyp, den das Technikblog Gizmodo im April einem jungen Mann abgekauft hat. Der will es in einer deutschen Bierbar in der Nähe des Apple-Firmensitzes gefunden haben, wo es ein Programmierer angeblich verloren hatte. Mit dem Spruch „Viele von Euch haben das schon gesehen“ kaschierte Jobs seinen gewaltigen Ärger über diesen Vorfall. Der Apple-Chef hasst es nämlich, wenn Firmengeheimnisse vorab bekanntwerden.
Jobs blieb nur noch übrig, eine neuartige Videochat-Funktion mit dem Namen „FaceTime“ anzukündigen. Analyst Michael Gartenberg zeigte sich von dieser Demo aber mächtig beeindruckt: „Es gibt keine Einrichtung und keine Konfiguration“, sagte er nach der Präsentation. „Es gibt kein Echo auf der Leitung. Audio und Video sind vollständig synchronisiert. Kurz gesagt: Es funktioniert einfach.“
Apple-Chef Jobs geht es aber nicht nur darum, ein neues Spielzeug für Technikverliebte zu präsentieren. Er möchte den Entwicklern im Saal deutlich machen, dass es sich lohne, Apple die Treue zu halten und nicht ins Google-Lager zu wechseln. Die Programmierer sollen weiter Anwendungen („Apps“) für Geräte von Apple schreiben und sich dabei eine goldene Nase verdienen. Fünf Milliarden Apps seien inzwischen heruntergeladen worden. Von den Erlösen habe Apple eine Milliarde Dollar an die Entwickler ausgeschüttet, betonte Jobs. Mit dem mobilen Werbesystem iAd will Apple diesen Kuchen, der mit den Entwicklern geteilt wird, noch vergrößern.
Der Apple-Chef setzte Google einen weiteren Warnschuss vor den Bug: Auf dem iPhone kann künftig auch Bing von Microsoft als Suchmaschine genutzt werden. Standard-Suchanbieter bleibt zwar vorerst Google, aber das kann sich schnell ändern. Und da das iPhone derzeit die am häufigsten genutzte Plattform für das mobile Surfen im Web ist, hat die Entscheidung von Apple unmittelbare Auswirkungen auf den Geschäftserfolg von Google im Mobilfunksektor.
Unbeantwortet ließ Jobs an diesem Tag den jüngsten Vorstoß von Google ins Fernsehgeschäft. Der Internet-Konzern hatte im Mai auf seiner Entwicklerkonferenz „I/O“ eine neue Plattform angekündigt, die nicht weniger als „die Zukunft des Fernsehens verändern“ soll. Google wolle in Kooperation mit Firmen wie Sony, Intel und Logitech „das ganze Web ins Fernsehen bringen“, versprach Projektleiter Rishi Chandra.
Wer als Antwort darauf eine Erneuerung der Settop-Box Apple TV erwartet hatte, wurde enttäuscht. Kein Wort von Jobs in dieser Sache. Allerdings hatte er schon im Vorfeld angedeutet, das Thema Fernsehen habe für ihn derzeit weniger Bedeutung. Auf der Technologie-Konferenz D8 hatte der Apple-Chef in der vergangenen Woche erklärt, das Geschäftsmodell der TV-Industrie lasse im Moment kaum Platz für Neueinsteiger aus der Tech-Branche. Das werde auch Google in ein paar Monaten feststellen.