Frankfurt. Die Euro-Zone steht nach Ansicht von Bundesbankchef Axel Weber vor einer Phase moderaten Wachstums. Voraussichtlich werde die Wirtschaftsleistung dieses und nächstes Jahr jeweils um rund 1,5 Prozent zulegen, sagte das EZB-Ratsmitglied am Mittwoch in Davos dem Sender CNBC. Zugleich betonte Weber mit Blick auf die Schuldenkrise Griechenlands, die Europäische Zentralbank könne ihre Zinspolitik nicht an den Interessen einzelner Mitgliedstaaten ausrichten: „Wir müssen Geldpolitik für die gesamte Währungsunion machen, wir können dabei nicht Entwicklungen in einzelnen Teilen einfließen lassen.“ Der Bundesbankchef mahnte das hoch verschuldete Mittelmeerland, seine Zusage einzuhalten, den Haushalt wieder in Ordnung zu bringen. Eine Diskussion über ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone bezeichnete Weber als absurd.
Mit ähnlichen Worten hatte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet jüngst eine solche Debatte im Keim zu ersticken versucht. Die Regierung in Athen will das Defizit mit einem Sparplan binnen drei Jahren unter die EU-Obergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts drücken. Für 2009 wird ein Fehlbetrag von
12,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwartet. Die Rating-Agenturen stuften wegen der Schuldenkrise die Kreditwürdigkeit des Landes herab, was neue Kredite für Griechenland erheblich verteuert.
Der Bundesbankchef äußerte sich zugleich zurückhaltend zu den Plänen von US-Präsident Barack Obama, der unter anderem zu einer strikten Trennung zwischen dem klassischen Bankgeschäft der Einlagenverwaltung und Kreditvergabe von Kapitalmarktgeschäft und Investmentbanking zurückkehren will. Die Pläne, mit denen eine exzessive Risikobereitschaft der Banken beschnitten werden solle, gingen zwar in die richtige Richtung, sagte Weber. Europa habe aber mit dem Universalbankensystem gute Erfahrungen gemacht, betonte Weber.