Reich der Mitte steuert besonders gut durch die Wirtschaftskrise. Deutschland dürfte erst in vier Jahren zu alter Stärke zurückfinden.

Peking/Berlin. China hat Deutschland nach chinesischen Angaben als Exportweltmeister überholt. Nach jüngsten Handelszahlen der chinesischen Zollverwaltung erreichten die Ausfuhren Chinas trotz der weltweiten Wirtschaftskrise bis November ein Volumen von 1071 Milliarden Dollar (derzeit rund 746 Milliarden Euro). Damit dürfte China den Deutschen bereits im Oktober den prestigeträchtigen Rang des Exportweltmeisters abgelaufen haben, wie Experten am Mittwoch berichteten.

„Die Zahlen zeigen, dass China 2009 mit einem leichten Vorsprung der größte Exporteur geworden ist“, sagte Ben Simpfendorfer von der Royal Bank of Scotland. China hatte Deutschland schon 2007 als drittgrößte Volkswirtschaft eingeholt.

Allen Erwartungen nach dürfte China in diesem Jahr auch Japan überholen und zur zweitgrößten Wirtschaftsnation hinter den USAaufsteigen. „Deswegen ist es nur normal, dass China Deutschland als größter Exporteur der Welt eingeholt hat“, sagte Professor Liu Lingling vom Institut für Wirtschaft und Management an der renommierten Pekinger Qinghua-Universität.

China habe seine Wirtschaft mit heimischer Nachfrage, Investitionen und Außenhandel aus der Krise gezogen. Deutschland stünden nicht so viele Mittel im Kampf gegen den Abschwung zur Verfügung, sagte der Wissenschaftler. Die Krise habe allerdings viele kleinere chinesische Unternehmen etwa in der Textil- und Elektronikbranche hart getroffen. Doch bei mechanischen und elektrischen Produkten habe es besser ausgesehen.

Die deutschen Exporteure dürften nach Einschätzung des Industrieverbands BDI erst in vier Jahren wieder zu alter Stärke zurückfinden. Nach dem Einbruch in der Rezession dürften die Ausfuhren in diesem Jahr zwar um vier Prozent steigen, das sei aber nur etwa halb so viel Wachstum wie in den Jahren vor der Krise, teilte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mit. „Bei dieser Wachstumsgeschwindigkeit wird das Vorkrisenniveau erst im Jahr 2014 wieder erreicht“, sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel.