Moody’s sorgt erneut für Wirbel: Nach Deutschland drohen jetzt sechs Bundesländer ihre Topbonität zu verlieren. Was sind die Gründe dafür?
Frankfurt/Main. Rundumschlagschlag der Ratingagentur Moody’s: Nicht nur Deutschland, sondern auch sechs Bundesländern drohen schlechtere Noten. Was bedeutet dies für München, Berlin oder Potsdam?
Welche Bundesländer sind im Visier von Moody’s?
Moody’s bewertet in Deutschland die Kreditwürdigkeit von Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Allen sechs verpassen die Bonitätsprüfer nun einen negativen Ausblick. Ihre guten Noten behalten die Länder aber vorerst. Andere Bundesländer lassen sich von den Konkurrenten Standard & Poor’s (S&P) und Fitch überprüfen, zum Beispiel Hessen und Rheinland-Pfalz. Nordrhein-Westfalen ist sogar Kunde bei allen drei Agenturen.
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Wieso brauchen Bayern, Baden-Württemberg und Co. ein Rating?
Die Bundesländer finanzieren sich zu einem großen Teil aus Steuereinnahmen. Daneben leihen sich München, Stuttgart oder Berlin aber auch Geld auf dem Kapitalmarkt. Wie hoch die Zinsen dafür sind, hängt mit vom Urteil der Ratingagenturen ab. „Je mehr Anleihen ein Bundesland begibt, desto wichtiger ist das Rating“, heißt es in der Branche.
Warum beschäftigen manche Länder mehrere Agenturen?
Die Gutachten kosten Geld. Nicht jedes Land ist bereit, mehrere Agenturen zu bezahlen. Senkt eine Agentur den Daumen, kann es jedoch von Vorteil sein, wenn das Land auf ein gutes Rating einer anderen Agentur verweisen kann.
Was ist der Grund für die drohende Herabstufung?
Das geschieht Moody’s zufolge quasi automatisch wegen der großen Abhängigkeiten zwischen Bund und Ländern. Sie sind eng miteinander verflochten und stehen im Notfall füreinander ein – Moody’s hatte am Tag zuvor mit einem schlechteren Ausblick für Deutschland für Wirbel gesorgt. Nicht alle Länder haben die gleiche Note. Bayern und Baden-Württemberg glänzen derzeit noch mit der Bestnote von „Aaa“ - wie auch die Bundesrepublik als Ganzes. Die anderen Bundesländer bewertet Moody’s dagegen mit „Aa1“ etwas schlechter.
Welches Gewicht haben die Urteile der Ratingagenturen?
Ratingagenturen bewerten, ob Unternehmen oder Staaten geliehenes Geld zurückzahlen können – und zwar pünktlich und vollständig. Davon hängt die Bonität des Schuldners ab, also gewissermaßen sein Ansehen bei Gläubigern. Auch wenn die Ratingagenturen nicht immer richtig liegen, hat ihr Urteil großes Gewicht. Die Faustregel besagt: Je besser die Note für die Kreditwürdigkeit, desto billiger kommt ein Land oder ein Unternehmen an Geld.
Gilt diese Faustregel immer?
Nein: Die USA haben trotz immenser Verschuldung und einer Herabstufung durch S&P im vergangenen Sommer nach wie vor keine Probleme, zu niedrigen Zinsen Geld aufzunehmen. Ein Grund ist, dass viele Investoren angesichts der Schuldenkrise in Europa nicht wissen, wohin mit ihren Milliarden. Nach der Moody’s-Drohung könnten die Kreditkosten für Deutschland und die sechs Bundesländer steigen. Doch ist sich beispielsweise Brandenburgs Finanzminister Helmuth Markov (Linke) sicher, dass Potsdam ein verlässlicher Partner am Kapitalmarkt bleibe.