Die US-Ratingagentur Moodys's hat den Ausblick für den Musterschüler Deutschland gesenkt. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten zu den möglichen Folgen.
Berlin. Der ohnehin schon exklusive Club der „AAA“-Staaten könnte noch kleiner werden: Die Ratingagentur Moody's droht Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg mit dem Entzug der Spitzen-Bonitätsnote. Doch wäre ein Verlust der Top-Bonität wirklich so schlimm?
Bedeutet ein schlechteres Rating automatisch höhere Zinsen?
Ökonomen gehen nicht davon aus, dass das Schuldenmachen für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble durch die Moody's-Ankündigung teurer wird. „Deutschland genießt in der Schuldenkrise den Status eines sicheren Hafens“, sagt Christian Schulz von der Berenberg Bank.
+++ Stabilitätsanker Deutschland könnte Topnote verlieren +++
+++ Moody’s senkt Ausblick für Deutschland auf "negativ" +++
„Von der Kapitalflucht aus Südeuropa profitieren die europäischen Kernländer.“ Zu Wochenbeginn verdiente der Bund bei der Versteigerung einjähriger Geldmarktpapiere erstmals Geld, weil Anleger einen sicheren Parkplatz für ihr Geld suchten und dafür eine Prämie zahlten statt wie üblich einen Zins zu verlangen. Dieses Kunststück war zuvor bereits mit sechsmonatigen und zweijährigen Papieren gelungen.
Was passiert anderswo nach einer Herabstufung?
Die USA wurden bereits vergangenen Sommer wegen Rekord-Schulden und stockender Sanierungsbemühungen herabgestuft. Trotzdem fiel der Zins für zehnjährige US-Staatsanleihen in dieser Woche auf den niedrigsten Wert seit dem 19. Jahrhundert. Auch Japan hat seine Bestnote verloren, ohne dass dies zu ernsthaften Problemen führte. Die Zinsen für zehnjährige japanische Staatsanleihen liegen sogar um etwa einen halben Prozentpunkt unter denen der Bundesanleihe.
Wann nehmen Investoren niedrigere Renditen in Kauf?
Eine entscheidende Rolle spielt, wie gut die Staatsanleihen an den Börsen frei gehandelt werden können. Anleger nehmen kräftige Abschläge bei der Rendite hin, wenn sie sichergehen können, die Wertpapiere jederzeit abstoßen und zu Geld machen zu können. Die Bundesrepublik zahlt auch deshalb so niedrige Zinsen, weil Deutschland nach den USA der weltweit zweitgrößte Markt für Staatsanleihen ist. Über alle Laufzeiten hinweg hat der Bund Papiere im Wert von 1,1 Billionen Euro im Umlauf. 2011 wechselten an den Börsen aber Papiere im Wert von mehr als sechs Billionen Euro ihren Besitzer.
Drohen heftige Marktturbulenzen bei Herabstufungen?
Eher nicht. „Ratings vollziehen nur nach, was ohnehin sichtbar ist“, sagt etwa Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Das Rating ist ein Symptom, die Probleme sind längst sichtbar.“ Mögliche Herabstufungen sind deshalb längst eingepreist. Nur bei dramatischen oder völlig unerwarteten Schritten kann es heftige Erschütterungen geben. Ein Börsenbeben blieb auch nach der Aktion von Moody's aus. Der Dax und der Eurokurs hielten sich auf dem Vortagesniveau. (Reuters/abendblatt.de)