Die Märkte sind bei Investoren begehrt. Auch wenn viele Läden nicht als Drogeriemarkt weitergeführt werden, dürfen Mitarbeiter hoffen.
Osnabrück/Ehingen. Aus IhrPlatz wird Mäc Geiz: Gut ein Fünftel aller IhrPlatz-Filialen werden Schnäppchenmärkte. Die österreichische MTH Retail Group hat 109 Filialen der insolventen Drogeriekette aus Osnabrück gekauft, wie IhrPlatz-Insolvenzverwalter Werner Schneider am Freitag mitteilen ließ. Und MTH will Mäc-Geiz-Filialen aus den Läden machen.
Der Verkauf der bundesweit 490 Filialen kommt damit weiter voran. Sie werden wie im Fall Rossmann entweder umgeflaggt oder eine andere Branche im Einzelhandel bedienen. IhrPlatz wird damit wie ihr pleitegegangener Mutterkonzern Schlecker vom Markt verschwinden. Laut Insolvenzverwaltung sind Verträge mit Interessenten für etwa 300 der Läden unter Dach und Fach oder stehen kurz vor dem Abschluss. Für viele Mitarbeiter stehen die Chancen auf Joberhalt gut. „Der Insolvenzverwalter strebt in allen Fällen die Weiterbeschäftigung an“, sagte der Sprecher. Bislang hat IhrPlatz gut 4000 Beschäftigte.
Das Handelsunternehmen MTH Retail aus Guntramsdorf in Österreich zumindest will den Beschäftigten neue Arbeitsverträge anbieten. Die MTH-Group ist in Deutschland neben Mäc Geiz auch mit dem Discounter Pfennigpfeiffer auf dem Markt.
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Auch der Textildiscounter Kik ist an einigen Filialen der Schlecker-Tochter interessiert. „Wir befinden uns derzeit in Sondierungsgesprächen“, teilte eine Unternehmenssprecherin am Freitag auf Anfrage der dpa mit. Sie bestätigte damit einen Bericht des „Handelsblatts“. Die Verhandlungen laufen zunächst über die HH Holding, die beratend für Kik tätig ist. Auch in diesem Fall ist davon auszugehen, dass ein möglicher Abschluss sich vor allem auf die Räumlichkeiten beschränkt.
Kik gehört zu mehr als 80 Prozent dem Handelskonzern Tengelmann; an dem Discounter ist auch die Woolworth-Eignerin HH Holding beteiligt, die wie Kik im nordrhein-westfälischen Bönen ansässig ist.
Vom IhrPlatz-Kuchen will auch der Textildiscounter NKD aus dem oberfränkischen Bindlach ein Stück von rund 100 Filialen. „Der Insolvenzverwalter geht davon aus, dass es nächste Woche zu einem Abschluss mit NKD kommen wird“, sagte der Sprecher am Freitag der dpa. Auch hier wird es nur um den Kauf der Märkte gehen. „In allen Fällen, außer denen von Rossmann, startet daher in den kommenden Tagen der Ausverkauf“, sagte Schneider dem „Handelsblatt“.
Der niedersächsische Drogerieriese Rossmann hat sich bereits am 18. Juli 104 Märkte gesichert. Zustimmen müssen nur noch Kartellamt und einzelne Vermieter. Rossmann will gut 800 Jobs langfristig sichern. Branchenprimus dm hatte bisher neun IhrPlatz-Märkte übernommen und gehört zu den Bewerbern für weitere Käufe. Bislang war als Interessent auch immer noch die Rede vom Münchner Investor Dubag.
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Die Filetstücke von IhrPlatz hat sich bereits Rossmann gesichert, mit Märkten an belebten Plätzen wie etwa Bahnhöfen. Nach den geplanten weiteren Übernahmen wird es immer noch einen Rest geben. Mit weiteren Verkäufen in den nächsten Tagen ist zu rechen. Branchenkreisen zufolge steht es schlecht um die IhrPlatz-Zentrale in Osnabrück, die könnte dichtgemacht werden.
IhrPlatz hatte im Januar zusammen mit dem Mutterkonzern Schlecker Insolvenz angemeldet. Bei Schlecker scheiterte die Rettung im Juni, alle Filialen sind bereits endgültig geschlossen. Gut 25 000 Beschäftigte haben durch die Insolvenz ihren Job verloren.