Weitere Filialen der Osnabrücker Schlecker-Tochter IhrPlatz werden verkauft. Die österreichische Unternehmensgruppe MTH Retail ist interessiert.
Stuttgart. Die Zerschlagung der insolventen Drogeriemarktkette IhrPlatz kommt weiter voran: Nach dem Verkauf von rund 100 IhrPlatz-Filialen an den Konkurrenten Rossmann hat der Insolvenzverwalter einem Insider zufolge schon einen Käufer für mehr als 100 weitere Filialen der Schlecker-Tochter gefunden: Die österreichische MTH-Gruppe des Unternehmers Josef Taus stehe vor der Übernahme von bis zu 110 Niederlassungen, sagte eine mit der Situation vertraute Person am Donnerstag. „Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben, wird aber in den nächsten Tagen unterschrieben“, sagte er. MTH wolle die IhrPlatz-Filialen in das Netz seines Haushaltsdiscounter Mäc-Geiz integrieren und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten. Eine weitere mit den Verhandlungen vertraute Person sagte, es sei möglicherweise schon am Freitag mit dem Zuschlag zu rechnen.
Ein Sprecher von IhrPlatz-Insolvenzverwalter Werner Schneider wollte sich dazu nicht im Detail äußern. „Es werden Gespräche mit weiteren Interessenten geführt“, bekräftigte er lediglich. IhrPlatz zählte zuletzt knapp 500 Filialen mit rund 4000 Beschäftigten. Gut 100 umsatzstarke IhrPlatz-Märkte hat sich der konkurrierende Unternehmer Dirk Rossmann am Mittwoch gesichert. Er will die Filialen mit rund 800 Beschäftigten und dem kompletten Warenbestand in sein rund 1.600 Filialen umfassendes Netz integrieren. Dazu müssen noch das Bundeskartellamt und die Immobilienvermieter grünes Licht geben. Rossmann hatte zuletzt Anfang Juli angekündigt, seine Kette 2012 in Deutschland um rund 110 Märkte erweitern zu wollen. Die MHT-Gruppe, die in Deutschland neben Mäc-Geiz den Discounter PfennigPfeiffer betreibt und zu der in Österreich die Bürobedarfshändler Libro und Pagro gehören, wollte sich nicht äußern.
Für einen Teil der IhrPlatz-Läden, deren Sortiment zuletzt deutlich ausgedünnt war, interessiert sich auch die Textilhandels-Kette NKD. Der im Discount-Segment aktiven Gruppe aus Franken sei IhrPlatz „wie anderen auch“ zur unverbindlichen Prüfung angeboten worden, sagte deren Rechtsanwalt Jörg Roßberg. „Wir befinden uns derzeit in diesem ergebnisoffenen Prüfungsprozess“, sagte er. Zu Details und zum Zeitplan wollte er sich nicht äußern. IhrPlatz hat seinen Sitz in Osnabrück und ist in Deutschland der einzige Teil des Imperiums von Anton Schlecker, das nach der Insolvenz eine Überlebenschance hat.
Ursprünglich sollte IhrPlatz an den branchenfremden Münchener Finanzinvestor Dubag gehen. Doch die Gläubiger – allen voran der Kreditversicherer Euler Hermes – stellten sich quer, da Dubag kaum Erfahrung im Handel hat. Mittlerweile sei Dubag aus dem Rennen, sagte ein Insider. Insolvenzverwalter Schneider hatte nach dem Platzen seines Vertrags mit Dubag angekündigt, er wolle bis Ende Juni den Verkauf von IhrPlatz unter Dach und Fach bringen. Anfang Juli vertagte er seine geplante Entscheidung über die Zukunft der Drogeriekette jedoch und nahm Gespräche mit weiteren Interessenten auf.
Im Schaufenster der Insolvenzverwaltung stehen auch noch die zahlungsfähigen Schlecker-Auslandstöchter in Spanien und Österreich. Über die Zukunft der Schlecker-Läden in der Alpenrepublik will Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz nach den Worten eines Sprechers „noch im Juli“ entscheiden. Die spanische Tochter sei profitabel, daher bestehe dort „überhaupt kein Zeitdruck“. Die Tochter in Polen soll dagegen bald den Besitzer wechseln. Der Verkaufsprozess sei weit fortgeschritten, sagte ein Sprecher. Die Trennung von der polnischen Tochter hatte noch das Schlecker-Management angestoßen, bevor Insolvenzverwalter Geiwitz das Ruder übernahm.