Die Sparmaßnahmen in Spanien machen auch vor dem Königshaus nicht halt. Juan Carlos und Kronprinz Felipe verzichten nun auf einen Teil ihrer Gehälter.
Madrid. Die Märkte reagierten positiv auf das jüngste Sparpaket: Spanien konnte am Dienstag zu deutlich niedrigeren Zinsen rund 3,6 Milliarden Euro an frischem Kapital aufnehmen. Die Fähigkeit, kurzfristige Anleihen zu niedrigeren Zinssätzen zu platzieren, gilt als gutes Zeichen für die konservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy, die wegen der strengen Sparauflagen zuletzt immer stärker in die Kritik geraten war.
„Ich denke, das war relativ positiv“, sagte Wirtschaftsminister Luis de Guindos. „Das zeigt, dass Spanien noch immer Zugang zu den Märkten hat.“ Das Madrider Finanzministerium verkaufte Schatzanweisungen für 2,6 Millionen Euro zu einem durchschnittlichen Zinssatz von 3,9 Prozent. Mitte vergangenen Monats hatte die spanische Regierung für Papiere mit einer Laufzeit von einem Jahr noch 5,07 Prozent zahlen müssen.
Für weitere 961 Millionen Euro wurden Schatzanweisungen mit einer Laufzeit von 18 Monaten zu einem Zinssatz von 4,24 Prozent platziert. Bei der bislang letzten Auktion waren für diese Papiere noch 5,10 Prozent Zinsen fällig geworden. Die Versteigerungen waren mehr als zwei- beziehungsweise fast vierfach überzeichnet.
Zinsen auf langjährige Anleihen noch immer gefährlich hoch
Der spanische Leitindex IBEX stieg nach der Auktion leicht um 0,23 Prozent. Allerdings lagen die Zinsen auf die wichtigen Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit weiter auf einem gefährlichen Niveau von 6,75 Prozent. Bei einem Wert von sieben Prozent hatten Griechenland, Irland und Portugal Finanzhilfen in Anspruch nehmen müssen.
Zeitgleich mit der Anleihenauktion versuchten rund 100 Polizisten eine Abschlussfeier von Polizeikadetten zu stürmen. Die demonstrierenden Polizisten, die gegen die Kürzung des 14. Monatsgehalts protestierten, mussten von ihren Kollegen vor dem Gebäude hinter Absperrungen zurückgedrängt werden.
Die unsichere wirtschaftliche Lage in Spanien brachte in den ersten sechs Monaten des Jahres immer mehr Menschen dazu, das Land zu verlassen. Die Zahl der Auswanderer von Januar bis Juni stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 44 Prozent auf 40.625, wie das spanische Statistikamt am Dienstag mitteilte. Weitere 228.890 Ausländer hätten in dem gleichen Zeitraum das Land verlassen.
Spanien befindet sich bereits das zweite Mal innerhalb von drei Jahren in einer Rezession. Die Arbeitslosenquote liegt bei fast 25 Prozent, bei jungen Erwachsenen unter 25 Jahren sogar bei 52 Prozent. Analysten gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage in Spanien nicht vor 2014 verbessern wird.
Auch Spaniens König will den Gürtel enger schnallen
Spaniens König Juan Carlos will offensichtlich sein ramponiertes Image aufpolieren. So lässt sich zumindest die Geste des 74-jährigen Monarchen erklären, künftig auf einen Teil seiner Bezüge zu verzichten. Erst im April war der König wegen eines luxuriösen Jagdausflugs in Afrika daheim heftig kritisiert worden. Während seine Landsleute mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, Bankenkrise und Rezession kämpften, ging Juan Carlos auf Elefantenjagd.
Dem Monarchen wurde vorgehalten, dass er gerade in einer dramatischen Phase der Krise seiner kostspieligen Leidenschaft nachgegangen sei . Tierschützer kritisierten den König zudem wegen der blutigen Jagd im südafrikanischen Staat Botswana.
Am Dienstag kündigten er und Kronzprinz Felipe nun an, ihr Bruttojahresgehalt um 7,1 Prozent zu kürzen. Vielleicht eine eher symbolische Geste, denn nach den freiwilligen Kürzungen der royalen Bezüge verdienen der König und sein Sohn im Jahr brutto etwa 272.000 Euro beziehungsweise 136.000 Euro. Das Gehalt des Königs verringert sich somit um 20.910 Euro im Jahr. Kronprinz Felipe kassiert 10.445 Euro weniger.
Auch die weiteren Angehörigen des spanischen Königshauses sollen sparen: Juan Carlos beschloss, die Ausgaben für protokollarische Aktivitäten der übrigen Mitglieder ebenfalls zu reduzieren. Zudem wird das Weihnachtsgeld für alle Personen mit leitenden Funktionen im Königshaus – mit Ausnahme des Verwaltungschefs – und für die dort Angestellten gestrichen.
Um das hohe Haushaltsdefizit zu reduzieren, hatte die spanische Regierung in der vergangenen Woche drastische Sparmaßnahmen in Milliardenhöhe bekanntgegeben.
Der private Ausflug des Königs war der spanischen Öffentlichkeit seinerzeit nur bekanntgeworden, weil Juan Carlos sich nach der Jagd die Hüfte gebrochen hatte und unmittelbar nach Spanien zurückgeflogen wurde, um sich in einem Madrider Krankenhaus einer Operation zu unterziehen. Nach massiver Kritik bat der Monarch beim Verlassen der Klinik in einer beispielloser Geste um Verzeihung: „Ich bedauere es. Ich habe mich geirrt. So etwas wird nicht wieder vorkommen“.
Nur wenige Wochen vor seinem Jagdunfall in Afrika hatte Juan Carlos in einer Ansprache versichert, die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien – mehr als die Hälfte der Jugendlichen unter 25 Jahren sind ohne Job – bringe ihn um den Schlaf. Nach dem umstrittenen Jagdausflug wurden diese Worte in Spanien als Ausdruck einer zynischen Gefühllosigkeit interpretiert.
Die von Juan Carlos angekündigte Kürzung wird seine finanzielle Lage jedoch nicht wesentlich beeinträchtigen. Das vom Staat zugewiesene Budget für das Königshaus wird sich nur geringfügig auf 8,16 Millionen Euro pro Jahr reduzieren.