Bis Ende 2014 sollen die Stellen wegfallen - so sozialverträglich wie möglich. Der Warenhauskonzern hat derzeit 25.000 Mitarbeiter.

Essen/Frankfurt. Der Warenhauskonzern Karstadt streicht 2000 Arbeitsplätze. Knapp zwei Jahre nach seiner Rettung aus der Insolvenz kündigte das Unternehmen am Montagabend an, mit dem Abbau von 2000 Stellen bis Ende 2014 solle Karstadt wieder auf Wachstumskurs gebracht werden. Der von dem Milliardär Nicolas Berggruen übernommene Kaufhauskonzern beschäftigt nach eigenen Angaben 24.400 Mitarbeiter. Im deutschen Einzelhandel hatten allein durch die Pleite der Drogeriekette Schlecker in den vergangenen Monaten mehr als 20.000 Beschäftigte ihre Arbeit verloren.

Das Karstadt-Management um Firmenchef Andrew Jennings erklärte, der Stellenabbau solle „so sozialverträglich wie möglich“ umgesetzt werden. Geplant seien Frühpensionierungen, Nichtverlängerung von befristeten Verträgen sowie ein freiwilliger Abschied von Mitarbeitern.

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die Ankündigung scharf. „Das ist das falsche Signal an Kunden und Beschäftigte“, sagte der Sprecher des Verdi-Bundesvorstands, Christoph Schmitz, der „Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung“ (Dienstagausgabe). „Die neue Struktur von Karstadt ist darauf ausgerichtet, Qualität für Kundinnen und Kunden zu liefern“, sagte Schmitz. Doch dazu brauche es motivierte und qualifizierte Beschäftigte.

Die Konzernführung erklärte, unter den herausfordernden Marktbedingungen der Euro-Krise werde Karstadt seine Strukturen und Prozesse vereinfachen und damit das Unternehmen langfristig auf die passende Größe bringen. „Wir glauben an die Zukunft von Karstadt und sind fest entschlossen, das Unternehmen durch ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld zu führen“, hieß es in der Mitteilung. Das Unternehmen müsse aber effizienter werden. Dafür müssten die Organisation gestrafft, der Verwaltungsaufwand verringert und die Strukturen im gesamten Unternehmen neu ausgerichtet werden.

Ein Trostpflaster bleibt den Beschäftigten: Wie bereits früher in Aussicht gestellt, kündigte Karstadt die Rückkehr zum Flächentarifvertrag des Einzelhandels zum 1. September an. Damit erhielten die Mitarbeiter 2012 zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder ihr reguläres Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld. Insgesamt ergebe sich für die Beschäftigten eine Entgeltsteigerung um acht Prozent. Mit der 2009 vereinbarten Aussetzung von Teilen des Flächentarifvertrags hatten die Beschäftigten einen Sanierungsbeitrag geleistet.

Jennings zufolge macht die Sanierung Fortschritte: „Nach dem Erfolg unserer bisherigen Restrukturierungsmaßnahmen sind wir heute deutlich näher am Markt“, erklärte der Firmenchef. Die Investitionen in den Umbau des Unternehmens sollten fortgesetzt werden. Unter anderem werde Karstadt drei seiner führenden Warenhäuser – das KaDeWe in Berlin sowie die Standorte Nürnberg und Düsseldorf – im September 2012 neu eröffnen. Nach Neueröffnungen von Sporthäusern in Wiesbaden 2011 und Berlin-Steglitz im März 2012 werde die Expansion von Karstadt Sports gegen Jahresende in Kiel fortgesetzt. Bis September 2012 werde Karstadt die laufende Renovierung von fünf weiteren Warenhäusern abschließen. Karstadt hat darüber mit seinen Lieferanten den Bezug von über 50 neuen Marken vereinbart, darunter viele exklusiv.

Berggruen und Jennings erneuerten ihr Bekenntnis zu Karstadt: Das Management und der Eigentümer seien dem Unternehmen langfristig fest verbunden. Berggruen hatte den Konkurrenten der Metro -Warenhaustochter Kaufhof im Herbst 2010 aus der Insolvenz übernommen. (rtr)