Der Handelsriese Metro spielt seit 16 Jahren in der ersten Börsenliga Dax. Wegen eines schwachen Aktienkurses droht jetzt aber der Abstieg.
Düsseldorf. Was die Bundesliga im Fußball ist, ist der Leitindex Dax für deutsche Aktiengesellschaften. Anfang September entscheidet die Deutsche Börse über mögliche Auf- und Absteiger. Dabei geht es auch um den Handelsriesen Metro. Beobachter sehen den Klassenerhalt angesichts des niedrigen Aktienkurses als gefährdet. Vorstandschef Olaf Koch will sich von der anstehenden Dax-Prüfung nicht aus seinem Konzept bringen lassen. Der Konzernumbau soll wie geplant fortgesetzt werden. Aktionärsschützer geben Rückendeckung für noch höhere Sparziele und radikale Veränderungen.
Der Metro-Chef spricht unaufgeregt über die Gefahr eines Abstiegs aus dem Dax . „Das wäre ganz sicher nicht schön, aber das Leben geht weiter“, sagte Koch der „Bild am Sonntag“. Der Vorstand werde am Umbau des Konzerns festhalten. Aus dem Umfeld von Koch ist zu hören, dass man weiterhin zuversichtlich ist, das Metro im Dax bleibt. Der Aktienindex umfasst die 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen an der Frankfurter Wertpapierbörse, die ihren Sitz in Deutschland haben. Im Abstiegsfall wären weitere Kursverluste bei Metro vorprogrammiert, denn auf den Dax spezialisierte Fonds müssten ihre Aktien verkaufen.
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Freuen kann das Szenario in keinem Fall Metro-Großaktionär Haniel, der gut 34 Prozent der Anteile hält und den Handelskonzern zusammen mit der Familie Schmidt-Ruthenbeck kontrolliert. Haniel hatte 2007 noch kräftig Metro-Aktien zugekauft und sich dafür hoch verschuldet. Damals stand die Metro-Aktie bei um die 60 Euro. Inzwischen sind die Papiere nur etwa noch ein Drittel dessen wert. Haniel hatte Koch erst unlängst das Vertrauen ausgesprochen. Hauptaufgabe der seit Jahresbeginn amtierenden neuen Führungsmannschaft müsse es sein, die Metro AG wieder auf einen profitablen Wachstumskurs zu bringen.
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„Der Dax ist zwar ein wichtiges Thema für Anleger. Aber in der ganzen Mappe an Themen, die bei Koch auf dem Schreibtisch liegt, gehen andere Dinge vor“, meint Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Koch müsse sich auf das operative Geschäft konzentrieren. „Wenn er das gut bestellt hat, wird die Metro AG im Fall eines Dax-Abstieges auch in den Leitindex zurückkehren.“ Die angekündigten Kostensenkungen von 100 Millionen Euro werden nach Ansicht von Tüngler aber nicht ausreichen. „Herr Koch hat die Rückendeckung der Aktionäre, jetzt auch radikale Veränderungen durchzuführen. Er muss jetzt liefern.“
Koch hat dem 281 000 Mitarbeiter zählenden Konzern vor wenigen Monaten eine neue Strategie verpasst. Mit gezielten Preissenkungen auf der einen und Kosteneinsparungen auf der anderen Seite soll es mit Umsatz und Gewinn wieder aufwärtsgehen. Die Metro AG muss in Krisenzeiten aggressiver um Kunden werben. Sparprogramme infolge der Staatsschuldenkrise und eine hohe Arbeitslosigkeit dämpfen in vielen Ländern Europas die Konsumfreude. Der Konzerngewinn sank 2011 um ein Fünftel auf 741 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2012 schrieb der Konzern nach umfangreichen Preissenkungen sogar rote Zahlen.
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„Dies ist nur eine Momentaufnahme“, betonte Koch Anfang Mai. Er zeigte sich dabei überzeugt, dass der Konzern 2012 ein operatives Ergebnis auf Vorjahresniveau erreichen werde. Den Aktionären stellte er auf der Hauptversammlung steigende Ergebnisse für die kommenden Jahre in Aussicht. Analysten wie Jürgen Elfers von der Commerzbank gehen inzwischen davon aus, dass der im Juni erfolgte Verkauf des schwierigen Großhandelsgeschäftes in Großbritannien nur ein erster Schritt war und dass dem noch weitere Abgaben folgen werden.
Ob Koch in den kommenden Wochen mit einem steigenden Aktienkurs im Dax-Abstiegskampf punkten kann, muss sich zeigen. Ende Juli werden die Zahlen des zweiten Quartals bekanntgegeben. Die Erwartungshaltung dafür sei nach dem jüngsten Interview von Koch eher nicht hoch, meint Tüngler. Der Metro-Chef hatte von Negativfolgen der Euro-Krise auf die Kauflust gesprochen. Analysten sagen, es wird schwer für Metro, das Jahresziel zu erreichen. Auch andere müssen sich strecken. Der Ariel-Hersteller Procter & Gamble und der Milchriese Danone gaben Gewinnwarnungen. Der französische Handelskonzern Carrefour muss wegen sinkender Aktienkurse um seinen Platz im Index EuroStoxx 50 bangen.